Der Persische Golf ist nicht nur für die Schifffahrt wichtig. Auch viele internationale Flugrouten führen über die Golfregion. Ein großer Teil des Luftverkehrs zwischen Europa und Fernost passiert den Luftraum oder nutzt einen der großen Airports als Zwischen- oder Umsteigestation. Zur besseren Planung der logistischen Mesiterleistungen am Flughafen Dubai kommt jetzt ein neues Planungssystem zum Ensatz.
Neues Planungssystem: Bessere logistische Planung am Dubai International Airport
Der Flughafen von Dubai kann mit ganz einigen Superlativen aufwarten: Er ist der Flughafen mit dem weltweit dritthöchsten Passagieraufkommen.2016 nutzten ihn 83, 6 Millionen Menschen, also etwa so viele wie Deutschland Einwohner hat. Hinzu kamen über 230 000 Tonnen Luftfracht. Zum Vergleich: Frankfurt am Main belegt mit rund 60 Millionen Passagieren Platz 12. Allerdings ist Dubai International selbst mittlerweile zu klein. Und weil er auf allen Seiten von bebautem Gelände umgeben ist, bauen die Betreiber mit Dubai-World einen wesentlich größeren, zweiten Flughafen außerhalb der Golfmetropole Dubai.
Der Betrieb von modernen Flughäfen kommt ohne aufwändige digitale Planungssysteme nicht aus. Dubai Airports, die Betreibergesellschaft der beiden Flughäfen, hat nun eine neues Planungssystem in Betrieb genommen. Am 18. April 2017 wurde dieses System am Dubai International Airport live geschaltet. Dubai-World Central soll demnächst folgen.
Die Software hat Quintiq geliefert, ein bekannter europäischer Hersteller von Supply Chain-Planungs- und Optimierungslösungen, der zur Dassault Systèmes-Gruppe gehört. Quintiq liefert für viele Branchen maßgeschneiderte Planungssysteme, etwa für große Industrie- und Verkehrsunternehmen. Das neue System automatisiert nun den Planungsprozess zur Bereitstellung von Parkpositionen, Flugsteigen, Gepäckbändern oder Check-in-Schaltern. Das umfasst alle feststehenden Ressourcen des Flughafens – also beispielsweise 260 Parkpositionen für Flugzeuge, 143 Gates oder Flugsteige, 561 Check-in-Schalter und 28 Gepäckbänder. Damit bekommen die Flughafenplaner den vollständigen Überblick über die Ressourcenzuweisung und können diese anpassen, um den Bedürfnissen der einzelnen Fluglinien Rechnung zu tragen. Bisher führten Flughafenplaner diese Ressourcenzuweisung ohne ein zentralisiertes Betriebssystem durch, was im Vergleich mehr Zeit kostet und fehleranfälliger ist.
Neues Planungssystem: Die Herausforderung für Quintiq
Ein gut funktionierender Flughafen zeichnet sich dadurch aus, dass die Passagiere nicht ihren gesamten Aufenthalt in Warteschlangen verbringen müssen. Dabei spielt nicht nur das Passieren der Kontrollen vor Abflug oder nach der Landung eine Rolle. Zahlreiche Faktoren hinter den Kulissen, auf die Passagiere keinen Einfluss haben, spielen eine wesentlich größere Rolle.
Dazu gehören die ihrem Flugzeug zugewiesene Parkposition, das aktuelle Verkehrsaufkommen oder etwaige Verspätungen in letzter Minute. Ideal sind Parkpositionen direkt am Terminal und in unmittelbarer Nähe der nächsten Anschlussflüge. Das lässt sich oft nicht realisieren. In Spitzenzeiten müssen Flugzeuge auf dem Vorfeld parken. Die Passagiere werden dann in Bussen zum Terminal gebracht, was bereits deutlich länger dauert. Wenn auch ein Anschlussflug auf dem Vorfeld wartet, wird der Weg durch den zweiten Bustransfer noch länger. Auftretende Verspätungen haben dann einen Dominoeffekt, der zu weiteren Verspätungen führt.
Mit dem neuen Planungssystem von Dubai International sollen Reisende einen möglichst störungsfreien Aufenthalt verbringen sowie Ressourcen möglichst zeitnah und effektiv eingesetzt werden. Dadurch soll nicht nur der Flugverkehr, sondern auch der Strom der Passagiere reibungsloser fließen. Das wiederum erlaubt beiden Flughäfen, auch ein weiter steigendes Aufkommen von Passagieren und Luftfracht bewältigen.
„Diese Planungsherausforderung gibt uns die Möglichkeit, die Fähigkeiten von Quintiq in der Luftfahrtplanung unter Beweis zu stellen“, erklärt Maarten Hendriks, Business Unit Director of Transportation bei Quintiq. „Bei der Abfertigung von 1.100 Flügen pro Tag ist ein gleichbleibend hohes Kundenzufriedenheitsniveau von entscheidender Bedeutung. Die automatisierten Planungsfunktionen von Quintiq sind dem Kunden behilflich, ein erstklassiges Reiseerlebnis für seine Kunden zu gewährleisten.“
Neues Planungssystem: Warum sich Dubai Airports für Quintiq entschied
Abdul Razzak Mikati, Managing Director bei DTP, dem Implementierungspartner von Dubai Airports, schildert die Entscheidung für Quintiq als Investition in eine auch in Zukunft flexible Lösung: „Eine Investition in neue Infrastruktur kann extrem kostspielig sein. Der Kunde benötigte eine zukunftsfähige, branchenbewährte Lösung, um die Kapazitäten der derzeit bestehenden Airport-Ressourcen effizient zu nutzen“, sagte Abdul Razzak Mikati, Managing Director bei DTP, dem Implementierungspartner von Dubai Airports. „Mit der Quintiq-Lösung entfällt die Notwendigkeit der manuellen Planung, was den Betrieb wesentlich flexibler und agiler macht.“ DTP wurde 2004 in Dubai gegründet und bietet Dienstleistungen und digitale Systemintegration für die Luftverkehrswirtschaft am Persischen Golf und im Mittleren Osten.
Für die Quintiq-Lösung ist es kein Problem, bis zu Berechnungen für 40 Flüge pro Sekunde durchzuführen. Sie kann Informationen aus verschiedenen Quellen heranziehen, um den Automatisierungsprozess zu verbessern. Für Dubai Airports war das ein wichtiges Auswahlkriterium, denn der Verkehr an beiden Flughäfen wächst weiterhin. Das Wachstum am Dubai International lag im ersten Quartal 2017 bei 7, 4 Prozent, während es am Dubai World Central-Flughafen 29, 5 Prozent erreichte.
Das Quintiq Planungssystem als Lösung für Brüssel
Quintiq hat in der Vergangenheit bereits ein ähnliches System am Flughafen der belgischen Hauptstadt Brüssel eingerichtet. Brüssel wird von 21, 9 Millionen Passagieren im Jahr genutzt und kommt auf jährlich 231 000 Flugbewegungen. Der Hauptstadtflughafen weist 200 Parkpositionen für Flugzeuge und 60 Terminal-Gates auf.
Für die Betreibergesellschaft Brussels Airport Corporation (BAC) stellte sich das gleiche Problem wie für viele anderen Flughäfen auf der Welt. Parameter wie Passagieraufkommen, Flugbewegungen und andere wachsen, weil der globale Luftverkehr seit langem kontinuierlich wächst. Auch wirtschaftliche Schwächephasen haben diesen Trend nicht wesentlich gestört. Aber der Bau neuer Terminals, neuer Flugsteige und größerer Roll- und Parkflächen ist kostspielig und langwierig. Also bleibt nur, den Verkehrsfluss auf dem Flughafen möglichst reibungslos fließen zu lassen.
Ein neues Ressourcenplanungs-System musste also drei Bedingungen erfüllen. Es sollte alle Regeln und Restriktionen erfassen und ständige Aktualisierungen, beispielsweise geänderte Regeln oder Ressourcenzuweisungen, zulassen. Außerdem sollte es für Bediener leicht zu erlernen und anzuwenden sein.
Warum Quintiq den Zuschlag für das neues Planungssystem bekam
Quintiq war einer von sechs Bewerbern um den Auftrag und bekam schließlich den Zuschlag. Quintiqs Lösung weist nun Flugzeuge nach einem Punktesystem zu. Das verkürzt die Wegezeiten für die Passagiere, berücksichtig aber auch die Wünsche von Fluglinien oder Abfertigungsgesellschaften nach bestimmten Parkpositionen für ihre Flugzeuge. Außerdem ist es an die zentrale Datenbank des Flughafens angebunden und kann dadurch Pläne automatisch mit neuen Informationen von BAC und den anderen Unternehmen am Flughafen aktualisieren. Verursacht eine Änderung in den Flugplänen Vergabekonflikte bei der Zuweisung von Parkpositionen, löst das System sie automatisch.
Zudem kann das System mögliche Änderungen vorwegnehmen und flexible Pläne bis zu zwei Tagen im Voraus erzeugen. Anwender werden auf kurzfristige Änderungen sofort hingewiesen und erhalten Alternativen vorgeschlagen. „Das System ist sehr benutzerfreundlich und ermöglicht eine schnelle und problemlose Einarbeitung“, sagt Tim Hermans, Resource Optimization Officer bei BAC,“ außerdem ist gut zu wissen, dass sich die Benutzeroberfläche ohne Weiteres flexibel ändern lässt. Dadurch können die Planer jeweils den eigenen Präferenzen entsprechend arbeiten, ohne die Planung zu verkomplizieren.”
Nun kann der Brüsseler Flughafen seine Ressourcen besser auslasten. Die Planer können den Standort der einzelnen Flugzeuge besser verfolgen und beispielsweise mit den Fluggesellschaften genauer über die Nutzung der Parkpositionen abrechnen. „Seit wir die Quintiq Plattform einsetzen, sind die Beschwerden bezüglich der Berechnung der Abstellgebühren um 90% zurückgegangen“, sagt Roland Coppin, Leiter Operational Control der Betreibergesellschaft BAC.
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