Es gibt wohl keine Branche, die nicht vom Fachkräftemangel betroffen ist. Auch die Logistikbranche macht hier keine Ausnahme und hat mit dem Mangel an gut ausgebildeten Fachleuten zu kämpfen. Dabei spüren nicht nur die Logistiker selbst die Auswirkungen, sondern alle Bereiche, die auf die Logistik angewiesen sind, so auch der Handel.
Fachkräftemangel: Gefühlte und tatsächliche Werte
In einer Umfrage wurden 112 Personen aus den Bereichen Industrie, Handel und Logistik zu ihren Eindrücken bezüglich eines möglichen Fachkräftemangels befragt. Von den Befragten antworteten rund 90 Prozent, dass sie den Fachkräftemangel im Alltag spüren würden. Werden nun die tatsächlichen Werte im eigenen Unternehmen berücksichtigt bzw. geht es um den Eindruck der Chefetage über die aktuelle Situation, so melden rund 78 Prozent einen Fehlstand.
Nur etwa 44 Prozent sind es bei den Verantwortlichen aus Handel und Industrie. Das bedeutet, dass die Logistikbranche am stärksten unter dem Mangel an Fachkräften zu leiden hat. Das zeigt auch eine andere Studie, in deren Ergebnis zu ersehen war, dass rund 50 Prozent aller offenen Stellen in Logistikunternehmen unbesetzt bleiben. In der Industrie und im Handel sieht es etwas besser aus, denn hier können die Unternehmen innerhalb eines Jahres zwischen 80 und 100 Prozent der offenen Stellen besetzen.
Wie sieht die Zukunft aus?
Der aktuelle Fachkräftemangel ist ein Trend, der sich zumindest in der nahen Zukunft nicht ändern wird. Dennoch gehen die Prognosen der Befragten auseinander: Rund 87 Prozent der Logistikdienstleister, aber nur 64 Prozent der Verantwortlichen, die aus dem Handel kommen, gehen davon aus, dass sich in Zukunft negative Auswirkungen für das eigene Unternehmen ergeben werden, weil die Logistikbranche unter dem Fachkräftemangel leidet.
Doch welche Fachkräfte werden konkret gesucht? Bei den Verantwortlichen aus dem Handel und aus der Industrie sind es die IT-Experten, die ihrer Meinung nach dringend gebraucht werden. Logistiker hingegen setzen die IT-Fachkräfte auf den zweiten Platz und wünschen sich in erster Linie top ausgebildete Fahrer und Zusteller. Außerdem werden als Experten hoch qualifizierte Disponenten gesucht.
Nachfrage deutlich gestiegen
Auch in der Arbeitswelt ist das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bekannt – jedoch nicht ausgewogen. Immer noch suchen mehr Unternehmen Fachkräfte als umgekehrt. Derzeit sind es rund 71 Prozent aller deutschen Firmen, die nach Logistikprofis suchen. Andererseits wollen etwa 42 Prozent der Logistiker entlassen.
Ein Widerspruch? Mitnichten, denn es geht einzig um sehr gut ausgebildete Fachkräfte, die eingestellt werden sollen. Entlassen werden solche Experten sicherlich nicht und so zeigt sich, dass neben dem Fachkräftemangel noch durchaus ein Mangel an weiterem Personal hinzukommen könnte. Dabei geht es der deutschen Wirtschaft im internationalen Vergleich wirklich gut, vor allem innerhalb von Europa gilt Deutschland als am besten positioniert. Wichtiges Detail: Wird Personal in deutschen Firmen eingestellt, so erfolgt das nicht zwingend ebenfalls in Deutschland.
Das Jobkarussell dreht sich vor allem innerhalb der Logistik, wobei dieses nur teilweise ausgewogen ist. Fach- und Führungskräfte sollen von rund elf Prozent der deutschen Firmen aus dem Logistikbereich eingestellt werden, gleichzeitig sind aber auch Entlassungen von Angestellten der mittleren und der oberen Führungsriege von etwa 22 Prozent der Firmen geplant. Weltweit gesehen möchten etwa 41 Prozent der Firmen Stellen abbauen – und das, obwohl gerade die Logistikbranche unter einem großen Fachkräftemangel leidet.
In Westeuropa suchen etwa 37 Prozent der Firmen nach Fachkräften, die sie innerhalb der nächsten drei Monate einstellen wollen. Im osteuropäischen Raum sowie in Eurasien sind es etwa 40 Prozent, im asiatisch-pazifischen Raum 43 Prozent. Amerika und Afrika sind mit je 80 Prozent an führender Position derjenigen, die Logistiker einstellen wollen.
Warum bleiben Stellen unbesetzt?
Auf der einen Seite stehen die Unternehmen, die dringend Personal benötigen, auf der anderen Seite die Bewerber, die gern einen Job hätten. Warum nun passen beide nicht zusammen? Als Hauptgrund dafür, dass so viele Stellen unbesetzt bleiben, gaben die befragten Unternehmen an, dass es zu wenige qualifizierte Bewerber gäbe. Das heißt, dass die Stellen besser unbesetzt bleiben, als dass sie mit nicht ausreichend qualifizierten und erfahrenen Arbeitnehmern besetzt werden.
Neben dem Fokus auf einer sehr guten Ausbildung gibt es die Möglichkeit zur Umschulung. Das heißt, wer einen Job erlernt hat – der übrigens auch logistikfremd sein darf -, kann das Angebot zur Umschulung nutzen und über einen begrenzten Zeitraum das nötige Fachwissen erwerben. Allerdings suchen viele Unternehmen eher nach Angestellten, die eine langjährige Erfahrung mitbringen. Vor allem gilt das für die so dringend benötigten Fahrer und Zusteller, gerade hier gehen die Meinungen stark auseinander.
Während viele Bewerber annehmen, dass der für die Stelle geforderte Führerschein ausreichend sei, um den Aufgaben gewachsen zu sein, sehen dies viele Arbeitgeber anders. Sie möchten Fahrer, die eine gewisse Praxiserfahrung mitbringen und die in der Lage sind, sich auf schwierige Situationen einzustellen. Die die Gesetzlage genau kennen und bestenfalls wissen, worauf sie besonders achten müssen.
Die Kenntnis über einzelne Details, die sich erst in der Praxis zeigen, wird seitens der Logistikunternehmen vorausgesetzt und führt dazu, dass nicht ausreichend qualifizierte Bewerber aussortiert werden. Eine Umschulungsmaßnahme muss daher gezielt ausgewählt werden, sollte mit einer IHK-Prüfung oder einer adäquaten Prüfung abschließen und idealerweise durch viel Praxiserfahrung ergänzt werden.
Umschulung zum Logistikexperten
Als Fachkraft wird niemand geboren und auch die erste Ausbildung muss nicht zwingend etwas mit der Logistikbranche zu tun haben, um später als Experte auf diesem Gebiet arbeiten zu können. Der Weg geht dann über eine Umschulung, wie sie beim WBS Training möglich ist. Dort werden verschiedene Seminare angeboten, nach deren Abschluss eine höhere Qualifikation anerkannt wird. Im Folgenden stellen wir einige Umschulungsseminare vor:
1. Fachkraft für Logistik und Lagerwirtschaft mit SAP ERP 6.0
Das Seminar richtet sich an Arbeitsuchende, die sich mit den Themen Lager und Logistik sowie Materialwirtschaft auseinandersetzen wollen. Die Qualifizierungsmaßnahme ist in Vollzeit angelegt und dauert 81 Tage.
2. BildungsCenter Lager und Logistik
Hinter diesem Seminar versteckt sich eine Umschulungsmaßnahme, die sich wiederum an Arbeitsuchende wendet und die insgesamt 159 Tage geht. Auch diese Maßnahme ist auf eine Vollzeit-Teilnahme angesetzt.
3. Berufsorientierung Lager und Logistik
Eine spezielle Umschulungsmaßnahme, die sich an Migranten richtet. Dabei geht es um die berufliche Orientierung, am Ende der Maßnahme stehen keine Zertifikate für Experten. Das Seminar dauert vierzig Tage und ist in Vollzeit zu absolvieren. Neben der Vermittlung fachlichen Wissens steht das Erlernen der deutschen Sprache im Fokus.
4. Umschulung zum Kaufmann/zur Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung mit integrierter Übungsfirma sowie SAP Anwenderzertifikat
Hierbei handelt es sich um eine umfassende Umschulungsmaßnahme, die von Arbeitsuchenden wahrgenommen werden kann und mit einer Prüfung vor der IHK endet. Es geht um die Themen Einkauf und Logistik, Wirtschaft und Verwaltung, Lager und Logistik. Insgesamt dauert die Maßnahme 451 Tage, ist demnach sehr umfassend und stellt eine Möglichkeit für die Ausbildung der angehenden Experten für die Logistikbranche dar.
5. Vorbereitung auf die Externenprüfung Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistung
Diese Umschulungsmaßnahme wird mit einem Abschluss bei der IHK beendet und dauert 161 Tage in Vollzeit. Arbeitssuchende können sich auf das Seminar bewerben, der Kurs ist förderfähig.
Dies sind nur fünf Beispiele für Umschulungsmaßnahmen, die sich auf den Logistikbereich beziehen und auf deren Basis die Ausbildung von Fachkräften möglich ist. Denn auch Quereinsteiger haben die Chance, sich als Experten in der Logistik zu positionieren. Weiterbildungen und Qualifikationen, praktische Erfahrungen und der unbedingte Wille zum Erfolg des einstellenden Unternehmens stellen die Eigenschaften dar, die jeder Logistiker mitbringen sollte. Insofern stellt die Umschulung in den Bereichen Lagerhaltung, Materialwirtschaft und Logistik eine Grundlage für den weiteren Karriereweg dar.
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