Dringend benötigte Versorgungs- und Wirtschaftsgüter werden in der Bundesrepublik zu einem großen Teil mit dem LKW befördert. Der LKW-Führerschein erlaubt es, Teil der boomenden Logistikbranche zu werden.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
LKW-Führerschein: C, CE und C1, C1E
Insgesamt 16 Führerscheinklassen gibt es seit 2013 bei uns in Deutschland. An das Führen von LKW richten sich allein vier von ihnen: C, CE, C1 und C1E sind hier die Führerscheinklassen. Bei den Klassen CE und C1E können Anhänger angekoppelt werden, bei denen die zulässige Gesamtmasse über 750 kg liegt. Die Klasse C1E kann zudem mit Fahrzeugen der Klasse B und einem Anhänger über 3.500 kg gefahren werden.
LKW-Führerschein: Die richtigen Voraussetzungen schaffen einen neuen Arbeitsplatz
Die frühere Klasse 2 wurde im Zuge der Führerscheinklassenreform im Jahr 2013 zur Führerscheinklasse C. Möchte man seinen LKW Führerschein von der alten in die neue Klasse umtauschen, so wird diese Fahrerlaubnis nur noch bis zum 50. Lebensjahr erteilt. Ab dem 50. Lebensjahr ist eine ärztliche Untersuchung alle 5 Jahre vorgeschrieben und der LKW Führerschein wird 5 weitere Jahre erteilt. Für die Verlängerung sollte man mindestens 1 Monat vor Ablauf den Antrag bei der zuständigen Führerscheinstelle abgeben, damit der LKW-Führerschein seine Gültigkeit nicht verliert.
Was sind die Anforderungen für den LKW-Führerschein?
- Erste Hilfe Kurs
- Sehtest
- Ärztliche Untersuchung
- Sonstige Anforderungen
Der Erste-Hilfe Kurs
Früher hat man zwischen dem großen und dem kleinen Erste-Hilfe Kurs unterschieden. Für einen LKW- Führerschein mussten alle beiden Kurse absolviert werden, denn die Kurse bauten aufeinander auf. Mittlerweile ist der Erste-Hilfe Kurs für alle Führerscheinklassen identisch. Folglich macht es keinen Unterschied, ob man einen PKW-, Motorrad-, oder LKW-Führerschein erwerben möchte.
Ein Erste-Hilfe Kurs zum LKW-Führerschein besteht derzeit aus 9 U-Stunden mit jeweils 45 min.
Hier ein Auszug aus den Inhalten:
- Auffinden einer Person
- Kontrolle der vitalen Funktionen
- Absichern der Unfallstelle
- Absetzen des Notrufes
- Stabile Seitenlage
- Beatmung
- Herz-Lungen-Wiederbelebung
- Schock
- Wundversorgung und Verbände
- Was tun bei Knochenbrüchen?
- Verbrennungen, Hitze- und Kälteschäden
- Verätzungen
- Vergiftungen
Die Kosten belaufen sich bei dem Erste-Hilfe Kurs für den LKW-Führerschein auf 20 bis 40 Euro.
Der Sehtest
Wer einen Führerschein machen möchte, um Kraftfahrzeuge zu führen, für den ist ein Sehtest gesetzlich vorgeschrieben.
Der Sehtest zum LKW-Führerschein unterscheidet sich aber in einigen Punkten zum normalen Sehtest für PKW- und Motorradführerschein. Denn die Kriterien sind beim LKW-Führerschein, sowie bei allen anderen gewerblichen Führerscheinen auch, ein bisschen strenger. Hier reicht der Gang zum Augenoptiker nicht aus.
Folgende Punkte müssen für den LKW-Führerschein abgeklärt werden:
- Räumliches Sehen
- Dämmerungssehen
- Gesichtsfeld
- Leistung der Augen
- Farbsehen
- Blendungsempfindlichkeit
- Augenbeweglichkeit
Die ärztliche Untersuchung
Eine ärztliche Untersuchung zum Erwerb des LKW-Führerscheines ist obligatorisch. Von einem Hausarzt, eines Betriebsarztes oder sogar vom TÜV kann diese Untersuchung vorgenommen werden.
Was bei einer ärztlichen Untersuchung zum Erwerb des LKW-Führerscheins abgeklärt werden muss, ist in der Fahrerlaubnis-Verordnung (kurz FeV) genau festgehalten.
In Anlage 5 heißt es:
„Bewerber um die Erteilung oder Verlängerung einer Fahrerlaubnis der Klassen C, C1, CE, C1E, D, D1, DE, D1E sowie der Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung müssen sich untersuchen lassen, ob Erkrankungen vorliegen, die die Eignung oder die bedingte Eignung ausschließen.“
Um Belastbarkeit, Orientierungsleistung, Konzentrationsleistung, Aufmerksamkeitsleistung, und Reaktionsfähigkeit zu belegen, müssen weitere Test durchgeführt werden. Weitere Faktoren müssen hierzu Beachtung finden:
- Vorgeschichte des Fahrers (Kam es in der Vergangenheit zu Krankheiten oder Unfällen, welche die Fahrtüchtigkeit einschränken?)
- Größe und Gewicht
- Blutdruck und Puls
- allgemeiner Gesundheitszustand (gibt es körperliche Behinderungen?)
- Herz und Kreislauf
- Erkrankungen der Nieren oder des Blutes (u. a. Diabetes)
- Erkrankung des Nervensystems
- psychische Erkrankungen (Leidet der Fahrer an einer Sucht nach Medikamenten, Drogen oder Alkohol?)
- Gehör (Werden Gefahrensituationen vom Fahrer schnell genug wahrgenommen?)
- mögliche Schlafstörungen
Wird ein Arzt während dieser Untersuchung Anhaltspunkte bezüglich, Medikamenten-, Drogen- oder Alkoholsucht finden, so kann sich der angehende Berufskraftfahrer vorerst von dem Erwerb des LKW-Führerscheines verabschieden. Hat sich sein Verhalten oder seine Erkrankung gebessert, kann er natürlich die ärztliche Untersuchung wiederholen.
Sonstige Anforderungen zum LKW-Führerschein
Eine der Voraussetzungen zum Erwerb des LKW-Führerscheins ist der Besitz der Führerscheinklasse B. Mit der Ausbildung zum LKW-Führerschein C kann aber bereits nach Bestehen des PKW-Führerscheines begonnen werden, zumindest, wenn man mindestens 21 Jahre alt ist.
Befindet man sich in der Ausbildung zum Berufskraftfahrer, zur Fachkraft Fahrbetrieb (FiF) oder im Ausbildungsberuf mit vergleichbaren Kenntnissen, so ist das Mindestalter auf 18 Jahre runtergesetzt.
In diesem Fall darf man, ausschließlich in Deutschland und im Rahmen des Ausbildungsverhältnisses, einen LKW führen. Mir Erreichung des 21. Lebensjahres dürfen Fahrzeuge der Klasse C überall gefahren werden.
Theoretische Ausbildungsinhalte< für den LKW-Führerschein
Für den LKW-Führerschein ist der theoretische Unterricht in zwei Teile aufgesplittet, in grundsätzliches und zusätzliches Wissen. Für das grundsätzliche Wissen sind 6 Doppelstunden und für das zusätzliche Wissen 9 Doppelstunden vorgesehen. In der Regel besteht eine Doppelstunde aus 90 Minuten. Besitzt man vielleicht schon die Klassen C1 oder D1? Dann kann der zusätzliche Theorieteil auf 4 Doppelstunden reduziert werden.
Bei der theoretischen Prüfung werden 37 Fragen zu beantworten sein. Maximal 10 Fehlerpunkte dürfen gemacht werden. Aber auch hier gilt: keine 2 Fragen mit jeweils 5 Fehlerpunkten. Genau wie beim PKW- oder Motorradführerschein.
Praktische Ausbildungsinhalte für den LKW-Führerschein
Bei der Grundausbildung zum LKW-Führerschein gibt es keine feste Anzahl an Fahrstunden. Hier kommt es auf die Fähigkeiten und die Fortschritte des Fahrschülers an und liegt, wie auch beim PKW-Führerschein, im Ermessen des Fahrlehrers. Eine Fahrstunde beträgt auch hier in der Regel 45 Minuten.
Die Fahrerlaubnisverordnung (FeV) regelt, wie viele Sonderfahrten gemacht werden müssen.
- Wenn man Klasse B besitzt müssen 5 Überlandfahrten, 2 Autobahnfahrten sowie 3 Nachtfahrten absolviert werden.
- Besitzt man schon die Klasse C1, reichen 3 Überlandfahrten, 1 Autobahnfahrt und 1 Nachtfahrt.
- Wenn die Klasse C und CE zusammen erworben werden, müssen 8 Überlandfahrten, 3 Autobahn- und 3 Nachtfahrten absolviert werden.
Wenn die theoretische Prüfung bestanden ist, die praktische Unterweisung erfolgreich ist, steht die praktische Prüfung an. Hier kann man sich ruhig auf eine Prüfungsdauer von gut 75 Minuten einstellen. Folgende Punkte sollte der Prüfling beherrschen:
- fahrtechnische Vorbereitung
- Lenkradhaltung
- Verhalten beim Anfahren
- Gangwechsel
- Steigung und Gefällstrecken
- automatische Kraftübertragung
- Verkehrsbeobachtung und Beachtung der Verkehrszeichen und -einrichtungen
- Fahrgeschwindigkeit
- Abstand halten vom vorausfahrenden Fahrzeug
- Überholen und Vorbeifahren
- Verhalten an Kreuzungen und Einmündungen
- Kreisverkehren und Bahnübergängen
- Abbiegen und Fahrstreifenwechsel
- Verhalten gegenüber Fußgängern sowie an Straßenbahn- und Bushaltestellen
- Fahren außerhalb geschlossener Ortschaften
- fahrtechnischer Abschluss der Fahrt.
(Quelle: FeV Anlage 7 Punkt 2.1.5)
Die Kosten des LKW-Führerscheins
Es ist schwierig etwas über die genauen Kosten für die Erlangung der Fahrerlaubnis zu sagen, da es durchaus regionale Schwankungen in Städten und Regionen geben kann. Auch sind die unterschiedlichen Fahrschulen mit unterschiedlichen Preisen für z.B. die Fahrstunden ein nicht richtig berechenbarer Faktor. Es sollte aber durchaus mit mehr als 3000 Euro gerechnet werden, wenn man ca. 30 Fahrstunden zu Grunde legt. Macht man Die Fahrerlaubnis in Kombination mit dem dazugehörigen Anhänger, sind die Preise wieder sehr unterschiedlich.
Die Gebühren schlüsseln sich wie folgt auf:
- Erst-Hilfe-Kurs
- Sehtest
- Ärztliche Untersuchung
- Anmeldegebühr Fahrschule
- Lernmaterial
- Übungsfahrten
- Sonderfahrten
- Gebühr zur Vorstellung der theoretischen Prüfung
- Gebühr zur Vorstellung der praktischen Prüfung
- TÜV-Gebühr theoretische Prüfung
- TÜV-Gebühr praktische Prüfung
- Ausstellungsgebühr für den Führerschein
Wenn man das Alles nun erfolgreich absolviert hat, also theoretische und praktische Prüfung, ist man stolzer Besitzer der Fahrerlaubnis C und es darf ein LKW gesteuert werden.
Aber halt, man möchte den LKW Führerschein gewerblich nutzen und nicht nur privat zum Vergnügen, zum Beispiel als Berufskraftfahrer? Dann braucht es noch die Kraftfahrer Grundausbildung.
Hier gibt es die Grundqualifikation und die beschleunigte Grundqualifikation. Beide werden mit einer Prüfung vor der zuständigen Industrie- und Handelskammer dokumentiert.
Erwerb der Grundqualifikation für den LKW-Führerschein
Für die Grundqualifikation muss man eine 7,5-stündige praktische und theoretische Prüfung vor der zuständigen IHK ablegen. Ein besonderer Lehrgang ist hierzu nicht erforderlich. Auch ist es keine Voraussetzung, schon im Besitz der Fahrerlaubnis zu sein.
Erwerb der beschleunigten Grundqualifikation für den LKW-Führerschein
Für die beschleunigte Grundqualifikation ist es zwingend notwendig, einen Lehrgang mit 140 Stunden inkl. 10 Praxisstunden zu absolvieren! Hierbei handelt es sich um Zeitstunden (60 Minuten). Im Anschluss wird auch hier eine theoretische Prüfung von 90 Minuten bei der zuständigen IHK abgelegt.
Wenn entweder die Grundqualifikation oder die beschleunigte Grundqualifikation nun bestanden ist, wird die Schlüsselzahl 95 in den Führerschein eingetragen. Nur mit dieser eingetragenen Schlüsselzahl darf man gewerblich mit dem LKW unterwegs sein.
Vorsicht: Die IHK veröffentlicht keine Fragen der Prüfungen! Das bedeutet, es gibt keine amtlichen Fragen in Katalogform. Bei den PKW-Führerscheinen sieht das anders aus, da gibt es einen Fragenkatalog, wie auch für alle anderen Führerscheine.
Allerdings gibt es ein paar veröffentlichte Musterprüfungen der DIHK. Diese sollen einen ersten Eindruck über den Aufbau der Prüfung geben. Den vollen Umfang der möglichen Fragen bilden sie aber nicht ab.
Wenn mindestens 50% der Fragen richtig beantwortet sind, hat man die Prüfung zu Grundqualifikation bestanden. Es gibt zu gleichen Teilen Prüfungsfragen zum Ankreuzen und so genannte offene Prüfungsfragen.
Das Mindestalter für die Grundqualifikation beträgt 18 Jahre für die Fahrerlaubnisklassen C, CE, C1 und C1E
Bei der beschleunigten Grundqualifikation beträgt das Mindestalter für die Fahrerlaubnisklasse C und CE 21 Jahre und für die Klassen C1 und C1E 18 Jahre.
Qualifikation für Berufskraftfahrer
Was tun, um den LKW-Führerschein zu verlängern?
Damit der LKW Führerschein nach Ablauf der 5 Jahre verlängert werden kann, ist eine neuerliche ärztliche Untersuchung und ein erneuter, umfangreicher Sehtest erforderlich. Wenn das augenärztliche Gutachten und die ärztliche Untersuchung keine negativen Diagnosen hervorbringen, kann der LKW-Führerschein um weitere 5 Jahre verlängert werden. Zusätzlich müssen für die gewerbliche Nutzung die Module der Berufskraftfahrerausbildung laut BKrFQG erneut abgelegt werden.
Das Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz (BKrFQG) schreibt verbindlich folgende Module vor:
- Modul 1: Eco-Training (LKW)
- Modul 2: Sozialvorschriften für den Güterverkehr
- Modul 3: Sicherheitstechnik und Fahrsicherheit
- Modul 4: Schaltstelle Fahrer: Dienstleister, Imageträger und Profi
- Modul 5: Ladungssicherheit
Auch hier, alle 5 Jahre, fallen die Kosten der ärztlichen Untersuchungen und der Module an. Zudem müssen die Kosten für das erneute Ausstellen eines Führerscheines hinzu gerechnet werden.
Die meisten Arbeitgeber bezahlen mittlerweile die Kosten der vorgeschriebenen Module. Allerdings bleiben die Kosten für die ärztlichen Untersuchungen und den Führerschein meist beim Fahrer.
Man kann also sehen, beim LKW-Führerschein muss auf vieles geachtet werden, das beim klassischen PKW-Führerschein außer Acht gelassen werden kann. Und nicht zu vergessen, die Kosten sind höher.
Aber letztendlich ist der Nutzen doch offensichtlich. Teil der boomenden Logistik-Branche zu sein und einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, ist in der heutigen Zeit durchaus nicht selbstverständlich!
Auch die Arbeitsämter wissen das und sind durchaus bereit, eine Ausbildung oder Umschulung zu finanzieren. Man sollte einfach mal mit dem zuständigen Berater sprechen.
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