Der Bruttopersonalbedarf gibt an, wie viele Mitarbeiter notwendig sind, um die Ziele eines Unternehmens zu erreichen. Um herauszufinden, ob zusätzliche Arbeitskräfte erforderlich sind, ist es wichtig, diesen Wert genau zu ermitteln. Aufgrund des hohen Fachkräftemangels hat diese Aufgabe gerade in der Logistikbranche eine hohe Bedeutung.
Logistik: Ein Sektor mit hohem Wachstum
Die Warenproduktion erlebte in den letzten Jahrzehnten einen enormen Wandel. Zum einen ist der Effekt der Globalisierung immer stärker zu spüren. Die einzelnen Arbeitsschritte sind häufig auf viele verschiedene Standorte verteilt, die sich rund um den Erdball befinden. Daher ist es immer wieder notwendig, die Erzeugnisse viele Tausend Kilometer zu transportieren. Die einzelnen Bestandteile eines fertigen Produkts haben häufig im Laufe des Produktionsprozesses die Welt bereits mehrere Male umrundet. Auch der Trend zur Just-in-time-Produktion führt dazu, dass der Gütertransport eine immer wichtigere Rolle einnimmt.
Die benötigten Bauteile und Rohstoffe müssen stets genau zum richtigen Zeitpunkt und in der erforderlichen Menge angeliefert werden. Das steigert den Aufwand im Transportwesen ebenfalls und führt dazu, dass hierfür immer mehr spezialisierte Fachkräfte notwendig sind. Nicht nur die Produktionsweise hat sich verändert, sondern auch das Einkaufsverhalten der Kunden. Beispielsweise wird der Online-Handel immer beliebter. Auch dieser Trend wirkt sich auf die Logistikbranche aus.
Um die Waren zum Endverbraucher zu befördern, sind zahlreiche Mitarbeiter für die Zustellung notwendig. All diese Faktoren führen dazu, dass der Gütertransport in den letzten Jahren einen enormen Zuwachs erfahren hat.
Die folgende Tabelle stellt dar, wie sich dieser Trend an der Menge der beförderten Güter bemerkbar macht.
Eisenbahn | Straßenverkehr | Binnen- schifffahrt |
Seeverkehr | Rohöl-Rohleitungen | Luftverkehr | |
---|---|---|---|---|---|---|
2000 | 299 100 | 3 244 200 | 242 223 | 238 254 | 89 398 | 2 387 |
2005 | 317 294 | 3 062 100 | 236 765 | 280 972 | 95 488 | 3 036 |
2010 | 355 715 | 3 125 200 | 229 607 | 272 868 | 88 842 | 4 164 |
2015 | 367 314 | 3 479 800 | 221 369 | 291 823 | 90 660 | 4 401 |
2017 | 348 559 | 3 642 900 | 222 731 | 249 869 | 90 932 | 4 847 |
Fachkräftemangel: Ein großes Problem für die Wirtschaft in Deutschland
Eine weitere Entwicklung der letzten Jahrzehnte besteht darin, dass Arbeitskräfte in Deutschland immer stärker gesucht werden. Während noch zu Beginn des Jahrtausends hohe Arbeitslosenzahlen die Gesellschaft beunruhigten, stellt mittlerweile der Fachkräftemangel eines der zentralen Probleme dar.
Für immer mehr Unternehmen ist es sehr schwierig, qualifizierte Bewerber für offene Stellen zu finden. Das beeinträchtigt das Wachstum erheblich. Viele Betriebe müssen mittlerweile Aufträge ablehnen, obwohl eigentlich eine hohe Nachfrage bestünde. Der Grund dafür ist ein Mangel an qualifizierten Mitarbeitern. Auch dieser Trend lässt sich mit Statistiken untermauern.
Eine sinnvolle Kennzahl hierfür ist die durchschnittliche Vakanzzeit für offene Stellen. Dieser Wert gibt an, wie viele Tage ein Unternehmen benötigt, um eine Stelle zu besetzen. Seit 2010 hat sich die durchschnittliche Dauer hierfür beinahe verdoppelt.
Durchschnittliche Vakanzzeiten in Tagen | |
2010 | 57 |
2011 | 65 |
2012 | 76 |
2013 | 78 |
2014 | 79 |
2015 | 86 |
2016 | 97 |
2017 | 103 |
2018 | 107 |
Mangel an Fachkräften wirkt sich auch auf die Logistik aus
Das hohe Wachstum in der Logistikbranche führt dazu, dass die Unternehmen aus diesem Bereich immer mehr Angestellte benötigen. Gleichzeitig wird das Angebot an Fachkräften in Deutschland jedoch immer knapper. Die Verbindung dieser beiden Faktoren führt dazu, dass der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in der Logistik ein sehr schwerwiegendes Problem darstellt.
Das macht die folgende Tabelle deutlich.
Vakanzzeiten nach Berufen 2012 (in Tagen) | |
Fahrzeugführung im Eisenbahnverkehr | 184 |
Servicekräfte im Personenverkehr | 148 |
Tech. Betrieb Eisenb., Luft, Schiffsverkehr | 138 |
Überwachung u. Steuerung Verkehrsbetrieb | 132 |
Altenpflege | 126 |
Überwachung, Wartung Verkehrsinfrastruktur | 112 |
Gesundh., Krankenpfl., Rettungsd. Geburtsh. | 112 |
Fachkräfte insgesamt | 79 |
In der öffentlichen Berichterstattung zum Fachkräftemangel stehen meistens Berufe aus der IT-Branche und aus dem Gesundheitsbereich im Vordergrund. Wenn man sich jedoch die oben stehende Tabelle genau anschaut, wird deutlich, dass es insbesondere in den Bereichen Logistik und Verkehr sehr schwierig ist, offene Stellen zu besetzen. Mit durchschnittlich 184 Tagen stehen hierbei Fahrzeugführer im Eisenbahnverkehr an erster Stelle.
Dieser Beruf ist auch für Logistik-Unternehmen von großer Bedeutung. Auch Fachkräfte für den technischen Betrieb im Eisenbahn-, Schiffs- und Luftverkehr sind sehr gefragt. Das macht deutlich, dass es für Logistikbetriebe häufig sehr schwer ist, passendes Personal zu finden. Das macht eine sorgfältige Personalbedarfsplanung besonders wichtig.
Personalbedarfsplanung: Die Grundlage für eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Mitarbeitern
Da Fachkräfte im Moment gesucht sind, ist es wichtig, den Personalbedarf in einem Unternehmen sehr genau zu planen. Die Personalbedarfsplanung gibt Aufschluss darüber, wie viele Fachkräfte mit welchen Qualifikationen zu welchem Zeitpunkt benötigt werden. Anhand dieser Informationen ist es dann möglich, durch ein entsprechendes Personalmanagement geeignete Maßnahmen in die Wege zu leiten. Das erlaubt es, frühzeitig auf Engpässe zu reagieren. Auf diese Weise lassen sich diese bereits beheben, bevor sie die Produktivität des Betriebs beeinträchtigen.
Insbesondere in Branchen mit hohem Fachkräftemangel ist es sehr wichtig, den Personalbedarf frühzeitig und detailliert zu ermitteln. Dabei ist es zum einen notwendig, den kurzfristigen Bedarf zu bestimmen. Diese Planung bezieht sich in der Regel auf einen Zeitraum von einem Jahr. Daher ist es möglich, den Einsatzbedarf sowie anstehende Zu- und Abgänge sehr präzise zu ermitteln. Anhand dieser Planung sollten dann sofort konkrete Maßnahmen in die Wege geleitet werden.
Darüber hinaus ist eine langfristige Ermittlung des Personalbedarfs wichtig. Aufgrund des längeren Zeitraums gibt es hierbei jedoch zahlreiche Unbekannte, sodass das Ergebnis weniger präzise ist. Dennoch tragen die Erkenntnisse dazu bei, langfristige Trends frühzeitig zu erkennen und sich rechtzeitig um eine passende Lösung zu bemühen.
Bruttopersonalbedarf: Was steckt hinter diesem Begriff?
Für die Personalbedarfsplanung sind mehrere Schritte notwendig. Einer von ihnen besteht darin, den Bruttopersonalbedarf zu ermitteln. Viele Menschen können mit diesem Begriff jedoch zunächst einmal wenig anfangen. Daher ist es notwendig, ihn genau zu definieren. Hierbei handelt es sich um die Menge an Personal, die im Betrieb verfügbar sein sollte. Der Wert setzt sich zum einen aus dem Einsatzbedarf zusammen. Dieser gibt an, wie viele Fachkräfte für die Bewältigung der anstehenden Aufgaben notwendig sind.
Hinzu kommt der Reservebedarf. Dieser dient dazu, Ausfälle durch Krankheiten, Urlaub oder andere Freistellungen zu kompensieren. Der Bruttopersonalbedarf fasst diese beiden Werte zusammen. Er soll ausreichend groß sein, um einen reibungslosen Ablauf der Arbeitsprozesse sicherzustellen.
Den Bruttopersonalbedarf ermitteln
Den Bruttopersonalbedarf zu ermitteln, stellt eine der schwierigsten Aufgaben der Personalbedarfsplanung dar. Das liegt daran, dass man hierbei in der Regel nicht den Bedarf für die Gegenwart ermitteln will, sondern für die Zukunft. Daher besteht der erste Schritt darin, mit der Betriebsleitung die Unternehmensziele durchzusprechen. Daraus geht hervor, welche Aufgaben die Mitarbeiter in Zukunft übernehmen sollen. Wenn die grundlegenden Tätigkeiten dabei die gleichen sind wie bisher, kann man für die Ermittlung des genauen Bedarfs auf die bisherigen Erfahrungswerte zurückgreifen.
Wenn dabei jedoch neue Tätigkeiten hinzukommen, die Ihre Mitarbeiter bislang nicht ausführen, ist die Planung deutlich schwieriger. In diesem Fall ist es empfehlenswert, Abteilungsleiter oder externe Experten um ihre Meinung zu fragen. Diese können häufig durch ihr Fachwissen und durch ihre Erfahrung gut einschätzen, wie viele Fachkräfte für eine bestimmte Aufgabe notwendig sind.
Quantitativer und qualitativer Bruttopersonalbedarf
Wenn Sie den Bruttopersonalbedarf ermitteln, ist es nicht ausreichend, eine quantitative Analyse durchzuführen. Darüber hinaus ist es notwendig, die benötigten Qualifikationen zu beachten.
Wenn Sie beispielweise planen, ihre Aufträge künftig online abzuwickeln, passen folgende Ausbildungsberufe:
- Bürokaufmann
- Kaufmann-frau Spedition und Logistik
- Lagerlogistik
- Fachinformatiker
Daher ist es wichtig, nicht nur die Anzahl der benötigten Arbeitskräfte zu bestimmen, sondern auch die erforderlichen Qualifikationen.
Vom Bruttopersonalbedarf zum Nettopersonalbedarf
Der Bruttopersonalbedarf umfasst die Gesamtzahl der benötigten Arbeitskräfte. Um passende Maßnahmen für das Personalmanagement in die Wege zu leiten, ist es jedoch wichtig, zu wissen, wie viele neue Fachkräfte notwendig sein werden. Um dies zu ermitteln, ist der Nettopersonalbedarf erforderlich. Diesen bestimmen Sie, indem Sie zunächst den aktuellen Personalbestand vom Bruttopersonalbedarf abziehen. Die Differenz gibt an, wie viele zusätzliche Arbeitskräfte Sie benötigen.
Da sich der Personalbestand jedoch innerhalb des Betrachtungszeitraums ändern kann, ist es wichtig, weitere Aspekte zu berücksichtigen. Dafür müssen Sie beispielsweise die Altersstruktur der Beschäftigten betrachten, um herauszufinden, wie viele Angestellte das Renteneintrittsalter erreichen werden. Auch andere zu erwartende Zu- und Abgänge sollten Sie bei der Berechnung des Nettopersonalbedarfs berücksichtigen.
Personalmanagement: Den Bruttopersonalbedarf decken
Der letzte Schritt besteht schließlich darin, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um den Personalbedarf zu decken. Wenn für den Betrachtungszeitraum ein quantitativer Mangel besteht, helfen nur Neueinstellungen. Sollte es sich hingegen um einen qualitativen Mangel handeln, dann sind häufig auch Weiterbildungsmaßnahmen oder Umschulungen zielführend. Auf diese Weise ist es möglich, dass die bisherigen Mitarbeiter die notwendigen Qualifikationen erlangen.
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