Eine Strassenverbindung Europa-Zentralasien und auch ein Äquivalent auf Schiene und See steht für China als das bislang größte Infrastrukturprojekt an. Doch für Chinas neue Führung unter Präsident Xi Jinping steht hier mehr auf dem Spiel als nur eine Strassenverbindung Europa-Zentralasien. China strebt eine dominierende Position in der Welt an. Für die Erreichung dieses Ziels setzt China die langjährigen Exportüberschüsse ein. Europa ist dabei nur eines der Ziele. China orientiert sich in gleicher Weise nach Südasien und nach Afrika.
Belt and Road Initiative: die neue Seidenstraße soll werden
Im Jahr 2013 manifestierten sich Chinas Absichten in der „Belt and Road Initiative“. Der „Belt“ bezieht sich dabei auf eine Strassenverbindung Europa-Zentralasien und auf Landverbindungen generell. Die „Road“ adressiert die Seeverbindungen zwischen den Kontinenten. Letztere sieht China über Suez nach Südeuropa laufen.
Die Strassenverbindung Europa-Zentralasien läuft in der heutigen Westprovinz Hsinkiang auf chinesischen Boden. Den Begriff der „Seidenstraße“ prägte im Jahr 1877 der deutsche Geograph Freiherr von Richthofen. Von Richthofen betrachtete damals den Landweg beginnend in Nordchina und die Wüsten Gobi und Takla Makan passierend bis ins damalige Ost-Turkestan, was mit der heutigen Provinz Hsingkiang identisch ist.
Mögliche Routen für die Landverbindung Europa-Zentralasien
Derzeit sind mehrere mögliche Routen im Gespräch.
Option 1: Strecken über Ulan Bator und Moskau nach Duisburg und Wien
Die erste Route beginnt mit dem Abschnitt Peking – Ulan Bator (Mongolei) – russische Grenze in Normalspur. Durch Russland führt sodann der Abschnitt Grenze – Irkutsk – Nowosibirsk – Jekaterinenburg – Moskau – Brest Litowsk. Dieser Abschnitt nutzt die russische Breitspur. Der dritte Teil der Strecke führt über Brest Litowsk – Warschau – Berlin – Duisburg. Duisburg ist der Zeit die häufigste Destination für Güterzüge aus China.
Die drei Streckenabschnitte auf abwechselnder Breitspur und Normalspur erfordern ein zweifaches Umschlagen der Ladung. Aktuell ist im Gespräch, eine vorhandene Breitspurstrecke zu verlängern, so dass eine Durchfahrt auf Breitspur über Moskau – Kiew – Kosice (Ostslowakei) – Bratislava – Wien möglich werden könnte. Derzeit endet die Breitspurstrecke noch in Kosice.
Option 2: Strecke über Khorgos
CHina präferiert wohl eine andere Streckenführung. An seiner Grenze zu China hat Kasachstan in Khorgos ein hochmodernes Umladezentrum errichtet. Dieses Umladezentrum erreichen Güterzüge aus China kommend über Xian und Lanzhou und dann über Urumchi. Die Station Urumchi ist zugleich die Hauptstadt der Provinz Hsingkiang.
Von Khorgos aus verläuft die Strecke auf russischer Breitspur über Almaty und Astana nach Moskau, von wo aus die Streckenoptionen nach Duisburg und Wien zur Verfügung stehen.
Option 3: Normalspurstrecke – ohne Russland
Eine Streckenvariante würde das Streckennetz von Russland völlig unberührt lassen. Diese dritte Strecke hätte den Vorteil, dass die Umladung auf Breitspur auf Normalspur völlig entfallen könnte. Diese Streckenführung sieht den Neubau einer Normalspurstrecke durch Kasachstan vor. Die Strecke Khorgos – Almaty – Aktau transportiert die Waren bis ans Kaspische Meer.
Das Kaspische Meer überwindet ein Eisenbahn-Trajekt nach Baku. Von Baku aus führt die Strecke dann über Aserbaidschan – Armenien – Türkei – istanbul – Balkanstaaten nach Mitteleuropa.
Ab Baku steht auch eine Option zu den georgischen Häfen Batumi und Poti offen. Über das Schwarze Meer erreicht die Strecke die Bulgarischen Städte Varna und Burgas, Constanza in Rumänien und auch Odessa in der Ukraine. Constanza eröffnet auch die Nutzung der Donau in Richtung Österreich und Bayern, was eine Verbindung bis Nürnberg ermöglicht.
Der See-/Schieneweg über Suez
Schiffe, die den Suez-Kanal passieren, schlagen ihre Ladung in den Mittelmeerhäfen um. Dieser Weg ist kürzer als die Weiterfahrt über Gibraltar zu den Häfen an der Nordsee. Den Umschlag in den Mittelmeerhäfen bereitete die Chinesische Staatsreederei Cosco bereits vor. Sie erwarb den Containerhafen von Piräus und einen Teil des Hafens von Saloniki.
China finanziert und fördert den Ausbau und die Erweiterung der Eisenbahnstrecke Athen – Saloniki – Mazedonien – Serbien – Belgrad – Novisad – Budapest.
Transportweg | Unterwegszeit |
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Schiff | 40 Tage |
Bahn | 16 Tage |
Straße | 11 Tage |
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