Wer aktuell Zuschüsse und Fördermittel vom Staat oder einen Kredit zu Konditionen beantragt, hat den optimalen Zeitpunkt gewählt. Denn die Bedingungen dafür sind ausgesprochen. Das bedeutet beispielsweise bei einer Finanzierung über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), dass hierbei viel Zinsen gespart werden können.
Besonders für die Wirtschaftsbereiche Transport und Logistik existieren hunderte Förderprogramme, wobei es für Unternehmen im Umkehrschluss schwierig ist, den Überblick zu behalten. Nachfolgend stellen wir einige vor.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Was sind Fördermittel?
Es sind Darlehen oder Zuschüsse, die von Förderbanken, der Europäischen Union, dem Bund oder den Bundesländern gewährt werden. Die zur Verfügung gestellten Gelder sollen einem Unternehmen helfen, sein wirtschaftliches Ziel zu erreichen, wobei der Empfänger vorgegebene Kriterien zu erfüllen hat.
Unternehmenskredite – wie die Praxis aussieht
Die unzähligen zur Verfügung gestellten staatlichen Förderungen sind die gute Nachricht. Die Schlechte hingegen betrifft die Geschäftspraktiken der klassischen Bankinstitute.
Denn die sind heutzutage in der Praxis nur noch in wenigen Ausnahmen bereit, hohe Risiken bei Existenzgründern, Betriebserweiterungen oder Anschaffungen für Unternehmen beim Kapitalverleihen, einzugehen. Die Banken verlangen dingliche werthaltige Sicherheiten wie unter anderem Grundschulden oder Bürgschaften. In vielen Fällen muss daher der Staat die Initiative ergreifen und für öffentliche Kredite mit Haftungsfreistellung einen weiteren Teil der Risiken übernehmen.
Eine derartige Finanz-Kombination muss aber heutzutage von den meisten Unternehmens Finanzierungen genutzt werden, da sich eine andere nicht realisieren lässt. Die Geschäftsbanken treten dann nur noch als bevollmächtigte Institution für Endkunden und des Fördermittelgebers auf.
Die Bank lässt sich von privaten Investoren von den Risiken entlasten und ihr reicht die Zahlung einer Provision für Weiterleitung von Förderkrediten aus, um eventuell entstandene Verwaltungskosten zu decken.
Die Bankinstitute sollten sich aber an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen, die der Ertragsschwäche der Banken entstammen und aus dem zu hohen Kredit-Risiko resultieren. Wenn eine Bank keine eigenen Kredite vergibt und kein Risiko trägt, sollte sie auf jeden Fall die Anträge der Fördermittel weiterleiten.
Es kann auch vorkommen, dass die Fördermittelgeber neben anderen Dokumenten und auch eine Stellungnahme der Bank verlangen. Eine derartige Stellungnahme ist für die Bank zeitaufwendig in der Überprüfung des Unternehmens und des Vorhabens – ein gesondertes Honorar oder eine Provision dafür gibt es jedoch nicht. Deswegen wird in der Geschäftsbanken-Praxis auf eine Überprüfung verzichtet und stattdessen eine Begleitung des unternehmerischen Vorhabens einfach abgelehnt.
Auch hier können die Förderprogramme bei den zuständigen Stellen der Länder beantragt werden: Beispielsweise beim Wirtschafts-, Arbeits-, Forschungs- oder Sozialministerium.
Der Kredit und seine Formen
Für Transportunternehmen und Logistiker, die beispielsweise gas- oder elektrobetriebene Lkws anschaffen oder eine neue Lagerhalle bauen möchten, sind die öffentlichen Fördermittel nur eine Möglichkeit, mit dem sich betriebliche und berufliche Ziele erreichen lassen. Unternehmen der Logistikbranche können nämlich auch einen Kredit zusätzlich zur Förderung online abschließen.
Diese unterschiedlichen Kreditformen gibt es (Video)
Akzeptkredit
Hier handelt es sich um eine Kreditart, bei der die Bank im Rahmen einer bestimmten Kreditgrenze vom Kreditnehmer ausgestellte Wechsel akzeptiert. Voraussetzung dafür: Eine sehr gute Bonität des Kreditnehmers.
Annuitätsdarlehen
In diesem Fall geht es sich um einen Kredit, der einen Tilgungsplan einer immer gleich bleibenden Rate (Annuität) zur Grundlage hat.
Betriebsmittelkredit
Er ist eine Kreditform, die kurzfristigen finanziellen Bedarf für Betriebsmitteln ermöglicht und zur Finanzierung des Umlaufvermögens dient.
Ratenkredit
Er umfasst einen festen Kreditbetrag, der über eine bestimmte Laufzeit in immer bleibenden Monatsraten zurückgezahlt wird.
Unternehmerkredit
Er richtet sich an Unternehmer, und zwar sowohl an gewerbliche Unternehmen als auch an Freiberufler. Dieses Darlehen ist für langfristige Finanzierung von Investitionen gedacht, die einen festen günstigen Zinssatz haben.
Video: Kredite ohne Zinsen? So gefährlich sind Null-Prozent-Finanzierungen
Wo Unternehmen Fördermittel beantragen können
Es können in Deutschland Fördermittel von der EU, vom Bund oder von den einzelnen Bundesländern beantragt werden.
EU
Es wird bei den EU-Mitteln zwischen Fördermitteln unterschieden, die man direkt bei den Organen der EU in Brüssel beantragen kann und Förderungen mit einem von der EU vorgegebenen Rahmenkonzept.
Eine Beantragung von Mitteln in Brüssel ist oftmals kompliziert, weil unter sehr umfangreiche Anträge in drei verschiedenen Sprachen eingereicht werden müssen. Allerdings werden bei Antragsannahme Zuschüsse von bis zu 100 Prozent der förderfähigen Kosten bewilligt.
Bund
Die Förderprogramme des Bundes müssen bei den jeweilig zuständigen Stellen beantragt werden. Zu den Programmen zählen auch zinsgünstige Darlehen, die von der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) gewährt werden. Denn eine direkte Beantragung bei der KfW ist nicht möglich, deshalb müssen die Anträge bei einer Geschäftsbank eingereicht werden, die von dort aus dann weiter geleitet werden.
Länder
Auch hier können die Förderprogramme bei den zuständigen Stellen der Länder beantragt werden: Beispielsweise beim Wirtschafts-, Arbeits-, Forschungs- oder Sozialministerium.
Beispiele finanzieller Unterstützung durch Fördermittel
Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) bietet im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) als Bewilligungsbehörde verschiedene Förderprogramme für den Bereich Güterkraftverkehr an.
Ziel dieser Programme ist es, dem Fachkräftemangel im Güterverkehr entgegenzuwirken, die Sicherheit zu erhöhen, die negativen Wirkungen des Straßengüterverkehrs auf Klima und Umwelt zu reduzieren und die branchenbezogene Qualifizierung von Beschäftigten des Güterkraftverkehrs zu fördern.
- De-minimis
Im Rahmen des Förderprogramms „De-minimis“ gibt es Förderungen für Unternehmen des Güterkraftverkehrs mit schweren Nutzfahrzeugen, die damit Maßnahmen zur Förderung von Sicherheit und Umwelt durchführen. Der Antrag auf De-Minimis-Fördermittel bzw. Förderzuschuss wird beim Bundesamt für Güterverkehr (BAG) gestellt.
Logistiker können Fördermittel für schwere Nutzfahrzeuge beantragen.
Bei der Anschaffung einer Sattelzugmaschine kann es – je nach Ausstattung – beispielsweise rund 12.000 Euro geben. Diese Fördermittel lassen sich über die gesamte Laufzeit einer Fahrzeugfinanzierung regelmäßig abrufen lassen. Ein Teil der regelmäßigen Rate (oder Miete) wird regelmäßig auf dem Bankkonto gutgeschrieben.
Basis ist jeweils der Tilgungsanteil der Finanzierung, wobei die Zinsen im Rahmen einer Barwertkalkulation auf den Anschaffungspreis gesondert herausgerechnet werden müssen.
- Gas-Lkw und Elektro-Lkw
Das Verkehrsministerium hat mit dem BAG als Bewilligungsbehörde auch das Förderprogramm „energieeffiziente und/oder CO2-arme schwere Nutzfahrzeuge – EEN” ins Leben gerufen. Hiermit sollen umwelt- und klimapolitische Ziele erreicht und die Wirtschaft gestärkt werden.
Wer kann die Förderung für Lkw in Anspruch nehmen?
Wie auch bei den anderen Förderprogrammen des BAG) sind alle Unternehmen anspruchsberechtigt, die Güterkraftverkehr durchführen. Das antragstellende Unternehmen muss Halter oder Eigentümer von mindestens einem LKW (mind. 7,5t) oder einer Sattelzugmaschine sein.
Welches Ziel hat die Förderung?
Ziel des Programms ist der Klima- und Umweltschutz. CO2-arme oder energieeffiziente Antriebstechnologien sollen die negativen Auswirkungen des Straßengüterverkehrs mit schweren Nutzfahrzeugen auf die Umwelt schützen bzw. senken.
Welche Fahrzeuge kommen für das Förderprogramm in Frage?
Es werden Fahrzeuge mit alternativen Antrieben gefördert und zwar alle, die für den Güterkraftverkehr bestimmt sind und ein zulässiges Gesamtgewicht ab 7,5t haben:
Die LKW und Sattelzugmaschinen müssen als Neufahrzeug in einem europäischen Mitgliedsstaat der Europäischen Union gekauft werden. Außerdem muss es serienmäßiger Lkw sein. Das ist er, wenn er reihenweise in höherer Stückzahl hergestellt wird. Als Neufahrzeug werden solche Gas- und Elektro-Lkws gesehen, wenn sie als Modell unverändert weitergebaut werden und keine Standzeit von mehr als zwölf Monaten haben.
Des Weiterhin müssen all diese Fahrzeuge zum Zeitpunkt der Anschaffung über das in der Europäischen Union vorgeschriebene Umweltschutzniveau hinausgehen. Zum Zeitpunkt des Kaufs muss ein rechtsverbindlicher Kaufvertrag, ein Mietkaufvertrag mit einer Vereinbarung einer Eigentumsübertragung oder ein rechtsverbindlicher Leasing-Kaufvertrag mit einer verbindlich vereinbarten Eigentumsübertragung nach Zahlung der letzten Rate vorhanden sein und vorliegen.
Das bedeutet, dass ein klassischer Leasingvertrag für einen Gas- oder Elektro-Lkw ohne die verbindliche Eigentumsübertragung nicht bezuschusst werden kann.
Sehr wichtig ist vor allem – wie bei allen Förderprogrammen des BAG – dass Antragstellung vor der Anschaffung liegt. Das gilt auch für die Zulassung des Gas-Lkw oder des Elektro-Lkw: Er kann erst nach der Antragstellung zugelassen werden, um die Förderung in Anspruch nehmen zu können.
Förderprogramm Ausbildung
Mit diesem Programm werden Güterkraftverkehr Unternehmen gefördert, die Ausbildungsplätze zur Ausbildung eines Berufskraftfahrers ermöglichen.
Zuwendungsberechtigt sind Unternehmen des Güterkraftverkehrs im Sinne des § 1 (GüKG) und Eigentümer schwerer Nutzfahrzeuge. Für die Antragsstellung reicht ein Fahrzeug über 7,5 t aus. Anträge auf Zuschüsse können gestellt werden, wenn der Abschluss eines Ausbildungsvertrages innerhalb von zwei Monaten ab Bekanntgabe des jeweiligen Zuwendungsbescheides nachgewiesen wird.
Zuschüsse zur Ausbildung von Berufskraftfahrern.
Ein Rechtsanspruch auf Förderung besteht nicht. Die Bewilligungsbehörde entscheidet nach Ermessen im Rahmen der ihr zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel. Die Antragstellung für das Förderprogramm „Ausbildung“ endet am 31. Oktober 2022.
Nur wenige Schritte zu einer erfolgreichen Förderung
In Deutschland gibt es aktuell mehrere hundert Förderprogramme für kleine, mittlere und große Unternehmen aus jeder Branche. Zunächst müssen daher alle notwendigen Informationen besorgt werden, aus denen hervorgeht, welche Programme für welche Regionen oder Projekte gültig sind.
Voraussetzungen
Sind die Förderprogramme bekannt und könnten sie eventuell passen, werden die Fördervoraussetzungen überprüft. In den Richtlinien werden Bedingungen aufgeführt, die vollständig erfüllt werden müssen – nur dann ist eine Förderung möglich.
Detailplanung
Welches Förderprogramm soll zur Finanzierung eines bestimmten Projektes genutzt werden? Das Verhältnis einzelner Geldquellen muss allerdings stimmen, wobei es auf die Kombination des einzelnen Förderprogramms und des Eigenkapital ankommt. Pauschale Bedingungen können nicht genannt werden, da sie stets vom Einzelfall abhängen. Nicht zu vergessen; Bestimmte Fördermittel dürfen ausschließlich nur für bestimmte Zwecke verwendet werden.
Antrag
Viele Förderanträge müssen bei (über) einer Geschäftsbank gestellt werden, die den Antrag dann an den Fördermittelgeber weiterleitet. Allerdings gibt es auch zahlreiche andere Stellen, die Förderanträge entgegennehmen. Einzelheiten ergeben sich aus den einzelnen Programm-Richtlinien.
Zeitverlust
Unvollständig ausgefüllte Förderanträge oder schlecht vorbereitete Projektbeschreibungen oder Businessplänen erfordern Rückfragen. Im ungünstigen Fall kann es sogar zu einer Ablehnung kommen. Deshalb sollten immer vollständige und aussagekräftige Dokumente und Unterlagen eingereicht werden.
Verträge
Es gilt bei fast allen Förderprogrammen: Erst den Antrag stellen, dann mit dem Projekt beginnen und Verträge abschließen. In einigen Fällen steht in den Richtlinien sogar, dass erst begonnen werden darf, wenn die Förderung bewilligt wurde.