Egal ob Waren mit dem LKW, der Bahn oder dem Schiff transportiert werden – es braucht in jedem Fall eine passende Ladungssicherung. Sonst kann es unter Umständen passieren, dass die Ladung verrutscht, kippt und unter Umständen sogar vollständig zerstört wird. Dabei gibt es bereits bei der Verpackung der Güter wichtige Aspekte zu berücksichtigen. Wir zeigen Ihnen, wie Ladung sicher am Ziel ankommt und wer eigentlich haftbar ist, wenn es zu verschobener Ladung kommt.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Ladungssicherheit, das A und O im Transportwesen
Die Ladungssicherung ist ein wichtiger Bestandteil des Warenversandes. Sie beinhaltet alle Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, um sicherzustellen, dass Waren während des Transports sicher transportiert werden und nicht beschädigt werden.
Dazu gehören unter anderem die Verwendung von richtig dimensioniertem Verpackungsmaterial, die Verwendung von Polstermaterial, die Verwendung von Spanngurten, die Befestigung der Ladung an der Ladefläche und die Berücksichtigung von Ladungsgewichten und -größen. Ziel der Ladungssicherung ist es, die Gefahr von Verletzungen und Sachschäden an Menschen und Gütern zu verringern.
Es beginnt bei der Verpackung (Video)
Bereits bei der Verpackung können einige Fehler auftreten, die im Bereich der Ladungssicherung von Bedeutung sind und dafür sorgen können, dass Güter selbst unter besten Voraussetzungen beschädigt werden können. Wenn Sie schwere Güter in leichter Verpackung transportieren lassen, sollten Sie das mögliche Einknicken der unteren Lagen beachten.
Werden Güter in Kartons foliert verpackt und dann über fünf oder vielleicht sogar sechs Lagen gestapelt, wirkt auf die unterste Lage ein enormer Druck. Schon kleinere Bremsmanöver können dazu führen, dass die unterste Lage einknickt und die gesamte Ware von der Palette rutscht. Es ist in jedem Fall sinnvoll, einen Ladungssicherungstechniker hinzuzuziehen, um die Produkte bereits mit der Verpackung bestmöglich auf den Transport vorzubereiten.
Spanngurte sind unerlässlich
Video: Abenteuerliche Ladungssicherung! LKW darf nicht weiterfahren! | Achtung Kontrolle | Kabel Eins
Sobald die Ware in den Container oder den LKW verladen wurde, muss sie entsprechend mit Spanngurten gesichert werden. Während das Sichern mit Spanngurten im Planen-LKW besonders einfach ist, gestaltet es sich im Container oder Koffer-Auflieger als wahre Herausforderung.
Die geschlossenen Wände verlangen oft Lashing-Methoden, die über spezielles Equipment im Bereich der Rückhaltesysteme realisiert werden können.
Beim Festzurren ist je nach Gut Vorsicht geboten. Handelt es sich um weiche Güter, kann die Ladungssicherung über Gurtbänden nicht mit den gleichen Ladungssicherungsmitteln erfolgen wie beispielsweise bei einem IBC-Container.
Zum Schutz der Güter empfiehlt es sich generell mit Kantenschonern zu arbeiten. Diese nehmen den Druck von den Spanngurten und schützen die Ware auf den Paletten vor Druckschäden.
Lashing auf verschiedene Arten möglich
Das Lashing von Gütern kann auf verschiedene Art und Weise erfolgen. In der Regel kommt es zum Niederzurren. Dabei werden die Spanngurte an den Querseiten des Containers oder des Aufliegers verankert und über der Ware festgezurrt. So kann die Reibung erhöht und das Risiko eines Verschubs minimiert werden. In weiterer Folge gibt es auch noch die Möglichkeit zum Direktzurren. Hierbei werden vier Lashing-Methoden unterschieden.
- Beim Diagonal- und Schrägzurren werden die Spanngurte nicht über die Ware geschlagen, sondern direkt an der Ware befestigt. Möglich ist dies nur, wenn entsprechende Ankerpunkte vorhanden sind.
- Kopf- und Buchtlashing erfolgen mithilfe von Rundschlingen. Durch diese wird entweder an der Stirn- oder Querseite ein Zurrpunkt geschaffen, welcher die Ware vor einem Verschub hindert.
Güter richtig folieren
Viele Produkte werden foliert und gewickelt, wenn sie dem Packschema entsprechend auf die Palette verfrachtet wurden. Viele Unternehmen sparen bei der Folie und versuchen so eine Sparmaßnahme umzusetzen, die im Endeffekt durchaus teuer kommen kann. Die Folie ist nämlich ein nicht zu unterschätzender Faktor im Bereich der Ladungssicherung.
Sie verleiht den Gütern grundsätzlichen Halt auf der Palette und sorgt dafür, dass selbst einige ruckartige Bewegungen zu keinem Verschub führen. Auch hier kann ein Ladungssicherungstest Aufschluss bringen. Mit einem Neigungswinkel von 45 Grad können reale G-Kräfte bei einer abrupten Bremsung simuliert werden. Wenn die Ware auf der Palette zu rutschen beginnt und die Spannfolie keinen Halt mehr verleiht, besteht die Gefahr eines Transportschadens.
BigBags und die Ladungssicherung – ein nie endendes Thema
Bei BigBags handelt es sich um praktische Verpackungsmöglichkeiten, mit denen vor allem lose Produkte und Rohstoffe transportiert werden können. Immer wieder kommt es beim Transport aber zu einem klassischen Ladungsverschub. Wenn die BigBags dann erst einmal angehoben und geradegerückt werden müssen, verzögert sich nicht nur die Entladung, sondern es entstehen auch oft zusätzliche Kosten.
Der BigBag ist daher eine kontroverse Verpackungseinheit, die auch den Spediteur von seiner Haftung entlastet. In den meisten Fällen können BigBags nämlich nicht zu 100 % vor einem Verschub gesichert werden. Theoretisch würden Oktabine etwas mehr Formstabilität gewähren.
Diese sind für viele Unternehmen aber in der Praxis ein Hindernis, da die BigBags dann in einem weiteren Arbeitsschritt erst einmal von der zusätzlichen Verpackung befreit werden müssten. Auch der direkte Umstieg von einem BigBag zu einem Oktabin ist nicht immer möglich.
Die meisten Produktionen können Oktabine nämlich nicht anheben und verarbeiten. Wenn die Produkte nicht lebensmittelsensibel sind, können BigBags auch oben mit Paletten abgedeckt werden. So kann über die Spanngurte mehr Druck ausgeübt werden. Dies verhindert in vielen Fällen, dass die oft bauchschweren BigBags zu rutschen beginnen oder vollständig im LKW umkippen.
Video: ABENTEUERLICHE Konstruktionen: Die Top 5 Ladungssicherungs-Fails | Kabel Eins | Achtung Kontrolle
Wer haftet bei einem Ladungsverschub?
Die Haftung im Bereich des Ladungsverschubs ist zwar klar geregelt, in der Praxis aber trotzdem eine brisante Streitfrage. Meist wird der Transporteur mit dem Schaden konfrontiert, unabhängig davon, ob er tatsächlich Schuld an der Lage ist. Gesetzlich ist es so, dass der Versender die Güter transportsicher verpacken muss. Bedeutet in der Theorie, dass die Ladung auch bei einer Vollbremsung noch unversehrt auf der Palette stehen muss. Viele Unternehmen üben aber Druck auf Spediteure aus, um die Kosten zumindest auf Kulanzweg zu teilen. Kritisch wird es, wenn solche Probleme häufiger auftreten und die Kosten sich für beide Seiten summieren. Verzichtet der Spediteur auf eine entsprechende Ladungssicherung, kann er für den Schaden haftbar gehalten werden.
Ein Verladeschema kann Problemen vorbeugen
Werden Güter mit dem LKW transportiert, muss auf das maximal zulässige Achsgewicht geachtet werden. Dieses verlangt vor allem bei schweren Gütern, dass die Paletten nicht einfach nebeneinander in den LKW gestellt werden. Über den Achsen findet dann meist nur eine Palette Platz.
Kommt kein ausgeklügeltes Ladeschema zum Einsatz, kann es in weiterer Folge zu Problemen bei der Ladungssicherung kommen. Auch hier empfiehlt sich wiederum die einmalige Beratung durch einen Ladungssicherungsexperten. Dieser kann ein solides Ladeschema erstellen, dass dann für jede Verladung vom Personal herangezogen werden kann.
Kraftschlüssige Ladungssicherung mit Airbags oder Leerpaletten (Video)
Bei langen Straßentransporten und vor allem auch beim Transport per See ist eine kraftschlüssige Ladungssicherung zu empfehlen. Hierbei wird direkt ab der Stirnwand des Aufliegers verladen. Jegliche Zwischenräume zwischen den weiteren Paletten werden dann entsprechend aufgefüllt.
Hierbei können unter anderem spezielle Luftkissen oder Leerpaletten zum Einsatz kommen. Diese besonders sichere Form der Ladungssicherung kostet aber natürlich Zeit und Geld. Airbags müssen erworben und aufgeblasen werden. Da auch die Preise für Paletten enorm angestiegen sind, ist auch diese Form der Lückenfüllung immer weniger praxistauglich.
Anti-Rutschmatten sind nicht immer sinnvoll
Anti-Rutschmatten werden zwischen dem Boden des Aufliegers oder des Containers und den Paletten gelegt, damit diese mehr Grip haben und weniger leicht ins Rutschen kommen. Sinnvoll ist dies aber nur dann, wenn die Verpackung besonders stabil ist.
Kommt es zu ruckartigen Bewegungen beim Heben auf das Schiff oder den Zug, wirken die Kräfte nichtsdestotrotz auf die Güter ein. Zwar bewegt sich die Palette dann weniger schnell, die Produkte auf der Palette können aber trotzdem verrutschen. Wenn das Packschema sowie die Folierung zugunsten der Ladungssicherung erfolgt sind, machen Anti-Rutschmatten aber durchaus Sinn.
Sperrstangen sind für leichte Güter gedacht
Vor allem in Containern und Koffer-Aufliegern wird bei der Ladungssicherung gerne auf Sperrstangen zurückgegriffen. Diese können längs und quer gespannt werden und bieten so eine zusätzliche Barriere, die vor Ladungssicherungsproblemen schützen soll. In der Praxis können diese Sperrstangen aber oft nicht mehr als 200 Kilogramm sichern. Viele Waren sind deutlich schwerer, weswegen die Sperrstangen dann maximal als Ergänzung eingesetzt werden können.