Der Finanzplan ist der wichtigste Teil bei der Aufstellung des Businessplans. In ihm sind alle Zahlen enthalten, die für die Entwicklung des Unternehmens eine Rolle spielen. Wir zeigen, was alles in einen Finanzplan gehört, wie er im Detail aufgebaut ist und wer ihn erstellt. Zudem gibt es hilfreiche Links zu Muster-Vorlagen.
Zahlen über Zahlen. Die meisten Existenzgründer fürchten sich davor, wenn es heißt, im Rahmen der Erstellung des Businessplans einen detaillierten Finanzplan und mit ihm einen Überblick über das benötigte Kapital zu erstellen. Allerdings steht fest: Ohne einen Investor sind viele Ideen kaum zu verwirklichen. Denn ohne eine in sich stimmige Finanzierung scheitern viele Projekte schon lange bevor sie eigentlich erst richtig starten. Der Finanzplan ist daher der wichtigste Teil bei der Erstellung des Businessplans, denn er liefert neben viel Marketing- und Schönschreiberei in den anderen Teilen, Fakten und in erster Linie eben Zahlen. Zahlen, die Investoren und Banken vor einer eventuellen Investition sehen wollen.
Was ist ein Finanzplan?
Ein Finanzplan ist der Teil des Businessplans, der sich rund um das Finanzielle dreht. In erster Linie ist der Finanzplan eine Rentabilitätsvorschau, der Aufschlüsse darüber gibt, ob die Zahlen hinter der Geschäftsidee am Markt funktionieren können. Er dient der Erhaltung der Liquidität, um ein junges Unternehmen, oft eine Existenzgründung, am Markt zu etablieren und auf mittelfristige oder lange Sicht rentabel zu machen. Die Finanzplanung wird daher auch nicht nur über einen kurzen Zeitraum angelegt, sondern in der Regel für mindestens drei Jahre nach der Existenzgründung. Es gibt Stimmen, die eine längerfristige Finanzplanung befürworten, allerdings wird das schnell zur Kaffeesatzleserei, da auf lange Sicht nur mit Schätzungen gearbeitet werden kann, die, je ferner sie in der Zukunft liegen, immer ungenauer und so auch weniger aussagekräftig werden.
Welche Arten von Finanzplänen gibt es?
Es gibt verschiedene Arten von Finanzplänen, die nachfolgend kurz vorgestellt werden sollen:
- Primärer und sekundärer Finanzplan
Ein primärer Finanzplan beinhaltet die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten und gilt als Grundlage für weitere Teilpläne, die aufgestellt werden sollen. Sind in den betrieblichen Teilplänen jedoch bereits Finanzierungsaufgaben niedergelegt, spricht man vom sekundären Finanzierungsplan.
- Finanzpläne nach Dauer
Auch nach der Dauer eines Finanzplans wird unterschieden. So deckt ein kurzfristiger Plan auch nur eine kurze Zeitspanne von maximal einem halben Jahr ab. Auf Grund des sehr knappen Zeitraums ist diese Art in der Regel auch sehr detailliert und beinhaltet nach Möglichkeit sehr exakte Schätzungen der betrieblichen und vor allem finanziellen Entwicklung.
- Ein mittelfristiger dagegen ist schon weniger genau, da er sich auf die Zahlungsein- und -ausgänge für etwa ein Jahr im Voraus richtet.
- Ein langfristiger Finanzplan ist regelmäßig auf drei Jahre (teilweise sogar mehr) ausgelegt. Im Zuge von kurz- und mittelfristigen Änderungen bedarf er turnusmäßigen Anpassungen und Aktualisierungen.
- Ordentliche und außerordentliche Finanzpläne
Ein ordentlicher Finanzierungsplan beinhaltet Zahlungen, die einen unmittelbaren Geschäftsbezug haben, wobei beim außerordentlichen solche beinhaltet sind, die, wie zum Beispiel Investitionen, anfallen, aber gerade keinen direkten Bezug für das aktuelle Geschäft haben. Hierfür werden sämtliche Zahlungsvorgänge erfasst, geschätzt und laufend korrigiert.
Kapitalbindungspläne
Kapitalbindungspläne werden in der Regel erstellt, um die Aufstellung von Jahresbudgets zu vereinfachen. Dabei werden auf der Grundlage von Bilanzen denen Planbilanzen gegenübergestellt, um möglichst genau für das kommende Geschäftsjahr (auch kürzere Zeiträume sind möglich) prognostizieren und entsprechend planen zu können. Ein weiterer gebräuchlicher Begriff dafür sind sogenannte Planbewegungsbilanzen.
Warum wird ein Finanzplan erstellt?
Letztlich dient der Finanzierungsplan im Rahmen des Businessplans dazu, Investoren und Banken vom Konzept derart nachhaltig zu überzeugen, dass sie in das junge Unternehmen oder die schon bestehende Firma investieren. Damit es lohnenswert für die Investoren ist und die gewillt sind, die Existenzgründer und dem Unternehmen mit einer Finanzspritze den Start zu erleichtern, sind möglichst präzise und vor allem vollständige Zahlen nötig, die nicht schön gerechnet sind.
Die bloße Finanzbuchhaltung reicht dagegen nicht. Die liefert zwar einen Überblick über Einnahmen auf der einen und Ausgaben und Kosten auf der anderen Seite. Jedoch beinhaltet sie auch solche Einnahmen, deren Forderung zwar besteht, deren Zahlung aber noch nicht eingegangen ist, in dem Moment also noch mehr oder weniger fiktiv ist. Mit allein den Daten, die in der Regel auf die Vergangenheit gerichtet sind, lässt sich eine Sicherstellung des Zahlungsfähigkeit in der Zukunft aber kaum sicherstellen, weswegen die Planung der Finanzen ein nicht minder wichtiges Werkzeug ist.
Was beinhaltet ein Finanzplan?
Der Plan beinhaltet ein festes Gerüst, in welchem die Zahlen am Ende einfach via einem Tool oder in eine Excel-Tabelle (dazu später mehr) eingetragen werden. Der unterteilt sich in folgende Punkte: Die Planung des Kapitalbedarfs und wie deren Finanzierung aussehen soll. Darauf folgen eine möglichst präzise Rentabilitätsvorschau, ein Liquiditätsplan und, spätestens wenn erste Erfolge eintreffen, auch Gedanken über eine Privatentnahme.
- Die Planung des Kapitalbedarfs
- Das wichtigste ist aber zunächst, den tatsächlichen Kapitalbedarf zu ermitteln.
Das schließt folgendes mit ein:
Ausgaben, die zu Beginn der Gründung anfallen, sogenannte Gründungskosten, die auch aus privater Hand geleistet worden sind. Dazu kommen Investitionen, die in der Regel auch erst nach der Gründung getätigt werden, aber hier schon aufgelistet werden sollten. Bei bestehenden Firmen, die neue Investoren suchen, fällt der Posten, der zur Gründung nötig ist, natürlich raus.
Auch laufende Kosten, die vor allem am Anfang die Einnahmen übersteigen dürften, sind ein wichtiger Aspekt bei der Ermittlung des gesamten Kapitalbedarfs. Diese müssen bei der Kapitalbedarfsplanung natürlich berücksichtigt werden. Im Rahmen dessen gilt es vor allem zu überwachen, dass die vorläufige Liquidität gegeben ist, um nicht zu einem frühen Zeitpunkt schon das Geschäft aufgeben zu müssen.
Wichtig ist, dass vor allem diese erste Kapitalbedarfsplanung realistisch und nicht zu positiv gerechnet ist.
So sind unter anderem folgende Posten bei Existenzgründern zu berücksichtigen:
Betriebs- und Anlaufkosten, Ausgaben für die Mietkaution, Steuer- und Unternehmensberatung, Notarkosten, solche für die Aufnahme ins Handelsregister und die, die Markteinführung des Produkts beziehungsweise des Angebots mit sich bringt (unter anderem auch eine Vorfinanzierung der Ware). Auch nicht zu vergessen, sind die Ausgaben, die die Existenzgründer benötigen, um ihren eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Bei bestehenden Unternehmen fallen regelmäßig andere Posten an. Das können Investitionen in Gebäude und Grundstücke, Sanierungen, Fahrzeuge, Mitarbeiter und/oder Ausstattungen sein. Ferner natürlich auch Gebühren für Lizenzen und Patente oder Kosten für eine Firmenübernahme.
Anlaufkosten im Detail
Während eine Vorhersage für private Lebensunterhaltskosten und Gründungskosten überhaupt relativ leicht aufgestellt werden können, bedarf es bei der Planung der Anlaufkosten, also die zwischen dem Geschäftsstart und dem Erwirtschaften des ersten Umsatzes, etwas größerer Sorgfalt, um keine möglichen Posten zu übersehen. Hierunter fallen vor allem laufende Ausgaben für Mieten, Lizenzen und Personalkosten, aber auch solche für Marketing- und PR-Maßnahmen, für den Vertrieb, für Versicherungen und – nicht zu vergessen – Steuern. Da diese Kosten in der Regel nicht genau aufgeschlüsselt werden können, da sich zum Beispiel erweist, dass doch mehr Budget für Werbung und Marketing nötig ist, sollte ein Puffer von mindestens 10 Prozent zu den Anlaufkosten addiert werden.
- Die Finanzierungsplanung
Im nächsten Schritt gilt es die Finanzierung zu planen, um den Kapitalbedarf zu decken. Das kann aus Eigenkapital, Beteiligungskapital oder Fremdkapital erfolgen, wobei Mischformen natürlich die Regel sind.
Ein hohes Eigenkapital verringert die Einstiegsgrenzen für Investoren natürlich und vermindert so auch deren Risiken größerer Verluste. Im Rahmen der Finanzierungsplanung ist also genau aufzuschlüsseln, welche Posten selber gedeckt werden können und welche im Rahmen von Krediten, Darlehen und auch Fördermitteln dem Unternehmen zufließen sollen. - Die Rentabilitätsvorschau
Im dritten Punkt geht es ans Eingemachte, denn die Rentabilitätsvorschau ist das Herzstück eines jeden Finanzplans. Hier werden alle vorangegangenen Posten gegenüber gestellt, um zu ermitteln wieviel Umsatz nötig ist, um die Kosten zu decken und Gewinn zu erzielen.
Dabei wird mit Hilfe von Excel-Tabellen eine Rentabilitätsrechnung erstellt, die ein zu erwartendes Betriebsergebnis des Unternehmens errechnet. Fällt die nach Abzug aller Kosten (inklusive aller laufenden Kosten, eingeschlossen Kredite) positiv aus, ist das Unternehmen aller Voraussicht nach auch rentabel. - Der Liquiditätsplan
Im Anschluss an die Erstellung der Rentabilitätsvorschau folgt die Aufstellung des Liquiditätsplans, der Aussagen über die Zahlungskraft der Existenzgründung für mindestens ein halbes Jahr im Voraus beinhaltet. Hierfür müssen vor allem Zahlungsziele von Kunden, aber eben auch Zahlungsverzüge berücksichtigt werden. Ferner auch inwiefern spätere Zahlungsziele bei Lieferanten für die Erhaltung der Liquidität genutzt werden und Liquiditätslücken, die Investoren gar nicht mögen, verhindert werden können.
Ist eine Liquidität voraussichtlich nicht gedeckt, kann über Zwischenkredite, andere Zahlungsbedingungen mit Lieferanten, alternative Zulieferer und eine Drückung von Kosten bei der Werbung und im Marketing nachgedacht werden, um Investoren von der laufenden Zahlungskräftigkeit zu überzeugen. - Die Privatentnahme
Sobald sich die Unternehmung rechnet, sollte auch eine Privatentnahme in Form von Abhebungen vom Geschäftskonto (bei Einzelunternehmern) oder in Form von Gehalt (bei einer GmbH) in den Plan zur Finanzierung einberechnet werden. Die sollte alle Ausgaben für den Lebensunterhalt inklusive Kosten für Krankenkasse und andere Versicherungen sowie die Altersvorsorge berücksichtigen.
Wer erstellt den Finanzplan?
In der Regel wird der Finanzplan vom Gründer oder den Gründern selber erstellt. Bei komplexen Ausgaben- und Einnahmerechnungen samt eventuellen Bilanzplanungen empfiehlt es sich, einen Steuerberater oder Unternehmensberater, die auf Existenzgründungen spezialisiert sind, hinzu zu ziehen, um vermeintlichen Investoren, Banken und Förderanstalten einen soliden Finanzplan ohne Fehler vorzulegen.
Wer unsicher ist, ob der eigens erstellte Plan wirklich wasserdicht ist und keine Fehler aufweist, sollte einen Experten zu Rate ziehen. Spezielle Coaches unterstützen Gründer bei der Erstellung von Businessplan und Finanzplan. Die Kosten hierfür können im Rahmen von Förderungen mit bis zu 80 Prozent bezuschusst werden. Experten helfen auch, die richtige Förderung im Dschungel der Fördermittelprogramme der EU, des Bundes oder der Länder zu finden. So ist ein Erstgespräch oft sogar kostenfrei und wirklich empfehlenswert.
Wie wird der Finanzplan erstellt?
In der Regel erfolgt die Aufstellung des Plans zur Finanzierung des Kapitalbedarfs über Excel-Tabellen. Die gibt es in Hülle und Fülle als teils kostenpflichtige, teils kostenlose Vorlage, mit dem man anschließend samt Businessplan zur Bank oder zum Investor geht. Ein paar Beispiele, wo kostenlose Vorlagen für die Erstellung des Finanzierungsplans zum Runterladen bereitgestellt sind. So sieht ein Finanzplan aus:
fuer-gruender.de hat eine einfache und lexoffice ebefalls eine komplexe Vorlage zum kostenlosen Download bereit gestellt:
Eine weitere Vorlage gibt es bei der IHK Aachen, die ebenfalls kostenlos heruntergeladen werden kann:
Einen umfangreichen Test verschiedener Excel-Vorlagen zur Erstellung eines Plans zur Finanzierung gibt es bei deutsche-startups.de.
Neben den vielen Excel-Tabellen haben sich auch einige Tools am Markt etabliert, deren Ausfüllen in der Regel über den Browser erfolgt und sich einfacher gestaltet.
Nachfolgend ein paar Tools in der Übersicht:
- fuer-gruender.de (kostenlos)
- gruenderblatt.de (kostenpflichtig, 30 € einmalig)
Einen Überblick über weitere Tools gibt es hier.
Welches Tool oder welche Excel-Tabelle wirklich empfehlenswert ist, kommt auf das jeweilige Unternehmen an. Auch ein Ausprobieren der unterschiedlichen Angebote ist hierfür lohnend.
Wohin mit dem Finanzplan?
Mit dem mit Excel oder einem Tool erstellten Finanzierungsplan geht es anschließend zur Bank oder dem Investor, alternativ der richtigen Förderanstalt. Vorher noch beachten: Vor allem Banken haben an einen Businessplan mitsamt Finanzplan bei der Vergabe von Krediten und Darlehen oft höhere und strengere Anforderungen als Investoren. Ein Experte hilft, diese strengen Voraussetzungen schon im Vornherein zu unterstützen und eventuelle Nachfragen, die Verzögerungen zur Folge haben könnten, von Anfang an unnötig zu machen.
Fazit
Der Finanzplan ist das Herzstück des Businessplans und der Türöffner für eine erfolgreiche Investorensuche, denn mit ihm steht und fällt die Finanzierung. Vor allem Existenzgründer müssen dabei gewissenhaft vorgehen, um den späteren Geldgebern eine stimmige Rechnung vorlegen zu können. Im Zweifelsfall sollten dafür Experten zu Rate gezogen werden, die bei der Erstellung des Finanzplans.
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