Die Logistik-Gehälter sind in vielen Bereichen noch immer ein Streitpunkt. Nun wurde festgestellt, dass sich allein in der Zeit zwischen 2002 und 2012 die Gehälter der Führungskräfte erhöht haben. Nichtakademiker konnten jedoch nicht profitieren.
Die Entwicklung der Schere nimmt immer mehr zu
Im Rahmen der Logistik Gehälter wird dann von einer Schere gesprochen, wenn innerhalb einer Branche die Lohnunterschiede ganz besonders groß sind. Das ist derzeit in der Logistik zunehmen der Fall. Über die Branchen hinweg hat sich seit dem Jahr 2002 einiges getan. Die Schere hat sich dabei immer mehr geöffnet, wie Experten feststellen konnten. Einen besonders starken Unterschied in der Entwicklung gibt es zwischen den Führungskräften und den Arbeitern in Positionen mit keiner Führungsfunktion.
So konnten die Führungskräfte ihre Gehälter um einen Prozentsatz in Höhe von immerhin 44 % durchschnittlich steigern. Bei den Arbeitern ist lediglich eine Steigerung in Höhe von durchschnittlich 5 % zu erkennen. Angestellte, die über einen Hochschulabschluss verfügen und bisher noch keine Führungsposition bekleiden, konnten eine Steigerung des Gehaltes in Höhe von 13 % für sich erwirtschaften.
Die Zahlen unterstreichen die Entwicklung der Schere
Entgeltspezialisten haben deutlich gemacht, dass Nichtakademiker im Logistik-Bereich 2002 einen Verdienst von durchschnittlich rund 32.700 Euro pro Jahr erhalten haben. Zehn Jahre später lag der durchschnittliche Verdienst dann bei rund 34.400 Euro. Konnten die Angestellten in der Logistik-Branche einen Hochschulabschluss vorweisen, so haben Sie 2002 einen durchschnittlichen Verdienst von rund 44.700 Euro erhalten. Nach zehn Jahren lag der Schnitt bei rund 50.500 Euro. An der Spitze stehen weiter die Führungskräfte. Sie haben schon 2002 durchschnittliche Einnahmen von etwa 64.600 Euro erhalten. Nach zehn Jahren waren die Logistik- Gehälter auf durchschnittlich 93.500 Euro gestiegen.
Erkennbar ist der Trend bei den Unterschieden deutlich und es scheint so, als würde sich dieser weiter durchsetzen. Aber auch unter den Führungskräften gibt es Unterschiede. So nimmt die Schere hier zwar eher ab als zu. Allerdings erhalten die Logistikleiter noch immer die höchsten Beträge. Darauf folgen die Logistikverantwortlichen aus dem Handel. Die geringsten Verdienste in der Führungsebene haben Leiter der Materialwirtschaft.
Beeindruckende Entwicklungen im Handel
Anders sieht dagegen die Entwicklung im Handel aus, denn hier zeigt sich, dass es in den letzten Jahren deutliche Verbesserungen gegeben hat. Gerade im Vergleich zur Industrie konnte der Handel bei der Vergütung deutlich besser weg. Gerade im Handel ist die Schere zwischen den Führungskräften und den Angestellten im direkten Handel groß. Zudem stehen hier noch verschiedene Möglichkeiten für die Karriere zur Verfügung, wie im Bereich des Kapitalmanagements. Im Bereich der Logistik im Handel konnte die Leitung ebenfalls stark beim Gehalt zunehmen.
Bessere Bezahlung in großen Unternehmen
Für Arbeitssuchende kann es interessant sein zu wissen, dass die finanziellen Möglichkeiten in größeren Unternehmen immer besser ausfallen, als in kleinen Unternehmen. Zudem kommt es darauf an, was die Mitarbeiter als Ausbildung mitbringen. Die besten Gehälter in der Logistik haben Führungskräfte im Alter zwischen 55 und 60 Jahren, da hier davon ausgegangen wird, dass diese eine gewisse Erfahrung und Ausdauer mitbringen und damit auch für das Unternehmen eine sehr gute Wahl darstellen. Gerade dann, wenn die Führungskräfte als Ausbildung auch noch einen Master aufweisen, können sie sich über einen hohen Verdienst freuen. Da inzwischen jedoch immer mehr Menschen einen Master-Abschluss vorweisen können, wird sich die Gehaltsspanne in der Logistik weiter anpassen.
Einen starken Ausbau bei der Vergütung gab es vor allem im Rahmen der variablen Anteile. Diese bestehen aus Zielprämien und Provisionen. Damit schlagen Unternehmen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie können die Mitarbeiter motivieren und gleichzeitig das Unternehmen mit nach vorne bringen. Gleichzeitig wird damit aber auch das unternehmerische Risiko mehr auf die Mitarbeiter des Unternehmens umgelegt. Diese sehen sich dann in der Verantwortung, durch eine gesteigerte Arbeitskraft und das Fokussieren des Erfolgs ihr Gehalt zu steigern.
Senkung der variablen Anteile nach 2011
Dieser Trend zu einer erhöhten flexiblen Zahlung hat sich ab 2011 jedoch wieder in die andere Richtung entwickelt. So mussten die Unternehmen einsehen, dass diese ursprüngliche Motivation der Mitarbeiter einen hohen Druck aufbaut. Dieser Druck kann sehr schnell zu erhöhten Krankheitstagen und einer Überarbeitung führen. Für die Mitarbeiter und die Unternehmen selbst hatte dies keine Wirkung mehr auf den Unternehmenserfolg. Daher haben viele Unternehmen an dieser Stelle die Notbremse gezogen. Hier kann jedoch von einem Jojo-Effekt gesprochen werden, denn die Modelle in Bezug auf die Leistungsvergütung kommen immer wieder auf. Funktionieren tun diese aber nur dann, wenn für die Mitarbeite der Mehrwert und auch der Sinn verständlich sind.
Wer seinen Mitarbeitern zum Gehalt in der Logistik auch noch in jedem Jahr eine Prämie zahlt, der kann das Problem bekommen, dass sich ein Gewöhnungseffekt herausbildet. Dieser zieht wieder eine sinkende Motivation der Mitarbeiter nach sich. Hier können Unternehmen mehr auf die Motivation durch mögliche feste Gehaltserhöhungen setzen.
Die Problematik der leistungsabhängigen Bezahlung in der Logistik
Experten sind der Meinung, dass gerade Führungskräfte häufig davon ausgehen, Motivation durch leistungsabhängige Bezahlung könne das Unternehmen nach vorne bringen. Dies ist jedoch auch der Bereich, der am wenigsten von den variablen Zahlungen erhält. Die Logistik-Gehälter in der Führungsebene steigen an. In den unteren Ebenen jedoch bleiben sie fast unverändert. Wer als Mitarbeiter sein Gehalt nur anhand der Leistungen nach oben bringen und nicht monatlich mit einem festen Betrag rechnen kann, der hat große Probleme, seinen Alltag zu regeln. Das Ergebnis sind Frust, keine Lust mehr auf die Arbeit sowie Burn-out. Auch die Work-Life-Balance bleibt auf der Strecke.
Die Lösung könnt darin zu finden sein, die Auswirkungen der Schere zu reduzieren, indem Anpassungen an der Gehaltsspanne in der Logistik vorgenommen werden. Natürlich müssen Unternehmen ihre wirtschaftliche Situation bedenken. Allein der hohe prozentuale Unterschied im Anstieg der verschiedenen Gehälter zeigt jedoch, dass hier Potential ist, etwas zu verändern. Inwieweit sich die Gehälter in Zukunft auch weiter als eine Schere entwickeln, bleibt jedoch offen. Ob die Verantwortlichen die Problematik hinter den geringen Gehaltssteigerungen der Angestellten sehen und reagieren, ist eine Frage, die sich in den unteren Etagen eines Unternehmens schon lange gestellt wird. Bei der aktuellen Marktsituation bleibt diese Problematik jedoch vermutlich erst einmal bestehen.
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