Gebrüder Schmidt KG: Der lange Weg zum Spritzgussverfahren

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Die Gebrüder Schmidt KG feiern im Jahr 2018 200-jähriges Bestehen. Grund genug, auf die lange und traditionsreiche Geschichte zurückzublicken.

Die Gebrüder Schmidt KG: In Wahrheit noch viel traditionsreicher

Die bewegte Geschichte des heutigen Systemlieferanten für Kunststoffspritzguss beginnt bereits im 17. Jahrhundert und damit zu einer Zeit, als man noch mit der Postkutsche unterwegs war.

Die Vorfahren des späteren Firmengründers Carl Schmidt begannen nämlich bereits damals damit, sich als Schmiede in Oberstein einen Namen zu machen.

Warum man aber erst das Jahr 1818 zum offiziellen Startpunkt der langen Firmengeschichte machte, hat einen einfachen Grund: Ab diesem Zeitpunkt gibt es fortlaufende Geschäftsberichte, die von der kontinuierlichen und meist erfolgreichen Arbeit der Gebrüder Schmidt berichten.

Im Jahr 1854 lassen die Söhne des Firmengründers, Johann Carl jr. und Friedrich, die Firma in das Handelsregister eintragen. Ab diesem Zeitpunkt firmiert sie unter der Bezeichnung Gebr. Schmidt OHG. Hier: Firmengebäude um 1840.

Im Jahr 1854 lassen die Söhne des Firmengründers, Johann Carl jr. und Friedrich, die Firma in das Handelsregister eintragen. Ab diesem Zeitpunkt firmiert sie unter der Bezeichnung Gebr. Schmidt OHG. Hier: Firmengebäude um 1840.

Die zweite Generation übernimmt die Zügel

Im Jahr 1854 lassen die Söhne des Firmengründers, Johann Carl jr. und Friedrich, die Firma in das Handelsregister eintragen. Ab diesem Zeitpunkt firmiert sie unter der Bezeichnung Gebr. Schmidt OHG.

Dabei zeigte sich die Innovationskraft der Gebr. Schmidt schon recht früh: In den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts, wird auf dem Firmengelände die erste Dampfmaschine im gesamten Fürstentum Birkenfeld errichtet.

Fortan konzentriert man sich bei der Gebr. Schmidt auf die Produktion von Halbfabrikaten für die ansässige Schmuckindustrie – und zwar in Serie.

Viele Jahre kann die Firma an dem Erfolg der Bijouterie- und Uhrkettenindustrie partizipieren. Das ändert sich jedoch gegen Ende des Jahrhunderts. Aufgrund eines wirtschaftlichen Umbauprozesses entstehen nach und nach immer mehr größere Betriebe, die die Teilprozesse, die früher von den Tombakschmieden wie die der Gebr. Schmidt, ausgeführt wurden, selbst übernehmen.

Carl Ludwig Schmidt restrukturiert die Firma um

Carl Ludwig Schmidt, Sohn von Friedrich Schmidt, erkennt die Gefahren, die von dieser Entwicklung ausgehen und baut kurzerhand die Firma um.

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wird die Produktion der Firma nach und nach auf sogenannte Galanterieware umgestellt. Damit sind Schmuckstücke und aktuelle Accessoires sowie Kosmetik- und Büroartikel für gehobene Ansprüche gemeint.

Gleichzeitig schafft Carl Ludwig Schmidt eigene Vertriebswege und stellt die Firma weitestgehend eigenständig auf: Einen einzelnen oder auch nur wenige Vertriebspartner lehnt er ab.

Der Erfolg der Gebr. Schmidt KG hält an

Mitte des 19. Jahrhunderts ist das Unternehmen auf den großen deutschen Messen vertreten und kann seine Waren sogar in Australien präsentieren.

Als 1860 die Nahe-Eisenbahn eröffnet wird, profitiert auch die Produktion der Gebr. Schmidt davon und wird weiter angekurbelt. Aufgrund der guten Anbindung an den Markt, gehen Ende des Jahrhunderts fast 80 Prozent der Produkte der Gebr. Schmidt ins Ausland.

Das hat jedoch nicht immer nur Vorteile. Schwankungen auf den ausländischen Märkten, treffen die Obersteiner Industrie und damit auch die Gebr. Schmidt unmittelbar.

Das 20. Jahrhundert bringt viele Umbrüche

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bricht eine neue Zeit in den Obersteiner Metallbetrieben an: 1907 kommt es zum ersten Streik, der sich am Ende über ganze drei Monate hinziehen soll. Und auch hier spielt das Unternehmen der Gebr. Schmidt eine wichtige Rolle: Der Arbeitskampf in Oberstein entbrennt nämlich in eben diesem Betrieb.

Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, ob die Gewerkschaften als legitime Vertretung der Arbeiterschaft anerkannt werden sollen, oder nicht.

Die Unternehmer sind natürlich gegen eine solche Vereinbarung, was zur Folge hat, dass ein Großteil der Arbeiterschaft daraufhin kündigt.

Eine Reaktion der Firmeneigner lässt nicht lange auf sich warten: Im Gegenzug werden alle Arbeiter ausgesperrt, die im Metallarbeiterverband organisiert sind.

Nach diesem Arbeitskampf ändert sich das Klima in den obersteiner Betrieben, aber ganz besonders bei der Gebr. Schmidt. Aufgrund der vergangenen Ereignisse versucht man im Unternehmen einen anderen Führungsstil – mit Erfolg. In den folgenden Jahren werden die Gebr. Schmidt aufgrund des partnerschaftlichen und fairen Führungsstils zu einem sehr beliebten Arbeitgeber in der Umgebung.

Produktion der Gebrüder Schmidt KG nach der wirtschaftlichen Neuausrichtung. Das Foto zeigt den Zustand nach 1929 auf der Au in Oberstein.

Produktion der Gebrüder Schmidt KG nach der wirtschaftlichen Neuausrichtung. Das Foto zeigt den Zustand nach 1929 auf der Au in Oberstein.

Anfang des 20. Jahrhundert auch gewerbliche Neuausrichtung

Friedrich Otto Schmidt ist es hauptsächlich zu verdanken, dass die Gebr. Schmidt in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts ein neues Design entwickelt. Und das derart erfolgreich, dass das Unternehmen mit seinen innovativen Kollektionen zu einem sehr erfolgreichen und gefragten Produzenten moderner Produkte – auch was das innovative Design betrifft – wird.

Blumenvasen aus der Produktion der Gebrüder Schmidt KG. Ein Beispiel für das neuartige Design, das sich u.a. an der französischen Art-Deco-Bewegung orientiert.

Blumenvasen aus der Produktion der Gebrüder Schmidt KG. Ein Beispiel für das neuartige Design, das sich u.a. an der französischen Art-Deco-Bewegung orientiert.

 

In dieser Zeit produziert Gebr. Schmidt hauptsächlich modische Accessoires für Frauen, Raucherbedarf und Bürogarnituren. Daneben gewinnt auch die Produktion von Uhrengehäusen im Stil des französischen Art Déco immer mehr an Wichtigkeit.

Doch der sich anbahnende 2. Weltkrieg führt dazu, dass sich die Gebr. Schmidt betriebswirtschaftlich neu ausrichten muss: Bereits ab den 1930er Jahren geht die Produktion an formschönen Accessoires und Raucherbedarf zurück und das Unternehmen konzentriert sich mehr und mehr auf die Produktion von militärischen Gütern.

Die Gebr. Schmidt KG im und nach dem 2. Weltkrieg

Spätestens ab dem Ausbruch des 2. Weltkriegs ist es ganz vorbei mit der Produktion anspruchsvoller Designer-Ware. Ab jetzt stellen die Gebr. Schmidt ausschließlich Kriegsbedarf her: Teile von Granaten, transportable Antennen und Munitionskästen werden nun in der Fabrik gefertigt.

1944 wird der überwiegende Teil des Fabrikgebäudes bei einem Bombenangriff schwer beschädigt, was dazu führt, dass die Produktion ins Stocken gerät.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges übernimmt Karl Otto Schmidt, der während des Krieges nicht mit den Nazis sympathisierte, den Wiederaufbau der Firma. Das gelingt ihm auch deshalb so beeindruckend, weil er die Unterstützung von Teilen seiner Stammbelegschaft hat, die von der ehemaligen Front zurückkehren.

Ab diesem Zeitpunkt verändert sich auch das Portfolio der Gebr. Schmidt: Man konzentriert sich auf Produkte, die in der Nachkriegszeit benötigt werden und gefragt sind. Zigarettenetuis – damit knüpft man wenigstens teilweise an die Produktion früherer Zeiten an –, Schubkarren und Transformatoren bestimmen von nun an das tägliche Geschäft der Gebr. Schmidt.

Auch die Gebr. Schmidt KG erlebt das Wirtschaftswunder 

In den folgenden Jahren macht das Wirtschaftswunder auch vor der Gebr. Schmidt nicht halt. Wiederum profitiert die Firma stark von den gut laufenden Geschäfte mit den Nachbarländern.

Nachdem man sich wieder dem ursprünglichen Portfolio zuwendete und sich abermals auf Uhrengehäuse und Accessoires in einem modischen Design konzentriert, kann die Gebr. Schmidt wirtschaftliche Erfolge feiern und auf bis zu 400 Mitarbeiter anwachsen.

1955: Das Spritzgussverfahren hält Einzug 

In dieser Zeit fällt auch der nächste Umbau der Firma: 1955 beginnt die Gebr. Schmidt KG ganz langsam damit, die Produktion auf die Herstellung von Kunststoffteilen im Spritzgussverfahren umzustellen.

dabei zeigt sich die Firma auch auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung stark und kann als eine der ersten kunststoffverarbeitenden Betriebe in Deutschland überhaupt, eine Galvanisierungsanlage in vollautomatischem Betrieb montieren.

Die heutige Produktionsstätte für Spritzguss der Gebrüder Schmidt KG.

Die heutige Produktionsstätte für Spritzguss der Gebrüder Schmidt KG.

Die 1970er Jahre bringen die endgültige Umstellung

In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts stellt die Gebr. Schmidt KG die Produktion immer mehr auf Kunststoff um. Kurze Zeit später löst man sich komplett von der Metallproduktion und konzentriert sich nun vollends auf die Produktion von Spritzguss, hauptsächlich für die Sanitär- und Hygienebranche.

Das heutige Unternehmen, die GS Kunststofftechnik, gehört zu den führenden Anbietern im Bereich des Kunststoffspritzgusses und beschäftigt aktuell rund 200 Mitarbeiter an zwei Produktionsstätten.

Im Juni 2018 soll die lange Geschichte der GS Kunststofftechnik mit einem Festakt gefeiert werden, zu dem die Mitarbeiter, Kunden, Geschäftspartner und Lieferanten der Gebrüder Schmidt KG geladen sind.

 


Bildnachweis: © alle Bilder Gebrüder Schmidt KG

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