Die richtigen Entscheidungen zu treffen, kann in der Zukunft erfolgsentscheidend sein. Das ist das wesentliche Ergebnis der 25. Aachener ERP-Tage, die im Juni 2018 stattfanden. Rund 180 Teilnehmer waren bei der Jubiläumsausgabe dabei. Mithilfe von ERP-Systemen und Industrie 4.0 besteht die Grundlage, um das Erfahrungswissen aus großen Datenmengen systematisch nutzen zu können.
Unternehmer treffen Entscheidungen dann nicht mehr einfach aus dem Bauch heraus, weil sie sich vage an etwas erinnern. Es stehen große Mengen an Echtzeitdaten zur Verfügung, die Unternehmen dabei unterstützen können, schnell Entscheidungen zu treffen, um die gewünschten Unternehmensergebnisse zu erzielen. Somit geht es um schnelle, datenbasierte Entscheidungen.
Was ist ein ERP-System?
Der Begriff ERP-System – Enterprise-Resource-Planning-Systems – entstand im Jahr 2000. Dabei handelt es sich um eine Software, die speziell entwickelt wurde, um sämtliche in Unternehmen ablaufenden Geschäftsprozesse zu unterstützen. Dabei sind in einem einzigen System Module für alle Unternehmensbereiche, wie Beschaffung, Produktion, Vertrieb, Personalwesen, Anlagenwirtschaft, Finanz- und Rechnungswesen oder Logistik, enthalten. Diese sind über eine gemeinsame Datenbasis vereint. Weitere Informationen, was ein ERP-System genau ist, hält Gablers Wirtschaftslexikon bereit.
Das passende ERP-System finden
Bei der Auswahl eines passenden ERP-Systems spielen Organisation sowie Größe eines Unternehmens eine essenzielle Rolle. Die Enterprise-Resource-Planning-Lösung muss passen. Je größer ein Unternehmen ist, umso komplexer ist die Software, die alle Prozesse abbilden kann. Es kann auch sinnvoll sein, dass der Anbieter bereits einschlägige Erfahrungen mit Kunden aus der gleichen Branche gemacht hat. In vielen Fällen stellen die Software-Anbieter branchenspezifische ERP-Funktionen zur Verfügung. Dies sollte ebenso bei Einrichtung, Betreuung und Unterstützung des Systems Anwendung finden.
Welche Funktionalitäten dabei wichtig sind, kann ein umfangreicher ERP-Vergleich zeigen. Damit können Unternehmen sich auch leicht einen Überblick verschaffe, welche Funktionalitäten für sie wichtig sind. Bei der Auswahl eines ERP-Systems sollten insbesondere die branchenabhängigen Besonderheiten Berücksichtigung finden.
Wissen teilen erhöht den Erfolgsfaktor
Laut Aussage der Experten auf den Aachener ERP-Tagen spiel die Datenverfügbarkeit eine immer wichtigere Rolle. Dabei stammen die Daten zukünftig nicht nur aus einem einzigen ERP-System. Vielmehr ist es wichtig, die Daten aus vielen verschiedenen Expertensystemen zu sammeln und zu aggregieren. So lassen sie sich adäquat und nutzenstiftend analysieren und verwerten.
Diesbezüglich geht es nicht mehr nur um die Vernetzung innerhalb einer Organisation oder eines Unternehmens. Insbesondere die unternehmensübergreifende Verknüpfung gewinnt verstärkt an Bedeutung. Die Zukunft wird so aussehen, dass Wissen, das Unternehmen über ihre Grenzen hinaus teilen, zum Erfolgsfaktor wird.
Voraussetzungen für datenbasierte Entscheidungen
Mitarbeiter in Unternehmen haben immer weniger Zeit, wichtige Entscheidungen zu treffen. Bedeutende Geschäftsentscheidungen sind innerhalb eines Tages zu treffen. Dabei fehlen allerdings häufig die entscheidenden Informationen, um innerhalb eines derart kurzen Zeitraums eine richtige und gut informierte Entscheidung zu treffen. Um effizienter und produktiver zu werden, müssen die Informationen zentral zusammenlaufen und jedem zur Verfügung stehen.
So können beispielsweise eine Datenanalyse sowie die visuelle Aufbereitung der Daten dabei helfen, dass alle Mitarbeiter ein Gesamtverständnis für das Unternehmen bekommen.
- Mitarbeiter stehen im Mittelpunkt
Informationen sind der Eckpfeiler für die richtigen Entscheidungen. Datenanalysen sollten deshalb nicht nur auf der Chefetage stattfinden. Mitarbeiter sollten ebenfalls die Möglichkeit erhalten, Analysetools zu nutzen, um zu beurteilen, ob die Entscheidung richtig ist oder falsch.
- Alle Daten einbeziehen
Die Daten kommen im Idealfall aus firmeninternen und firmenexternen Quellen, beispielsweise von Kunden, Partnern oder aus der Cloud. Ein datenbasiertes Unternehmen bezieht sämtliche Daten mit ein, unabhängig davon, wo sie herkommen. Häufig lassen sich wichtige Erkenntnisse aus scheinbar nicht in Zusammenhang stehenden Daten gewinnen.
- Weg von traditionellen Herangehensweisen
Mit traditionellen und hierarchischen Datenanalysen können Unternehmen keine unkonventionellen Wege gehen. Viele Unternehmen versuchen Antworten auf genau definierte Fragen zu finden. Wenn sie jedoch die bekannten Wege verlassen, finden sich häufig innovative Möglichkeiten und neue Wege.
- Datenanalyse auf allen Ebenen
Damit wirklich alle Mitarbeiter von der Datenanalyse profitieren können, ist eine leicht zu bedienende Software notwendig. - Entscheidungsfindung unabhängig von Ort und Zeit
Das klassische Berichtswesen ist zeitaufwendig. Damit Mitarbeiter Entscheidungen schnell treffen können, brauchen sie die Datenanalysen, wo sie gerade sind und nicht in einem abgelegenen Büro. Die Analysen müssen auch mit dem Smartphone möglich sein, so geht nicht wertvolle Zeit verloren, weil ein stationärer Rechner notwendig ist.
Trends der nächsten Jahre: Vorausschauende Logistik
Die Zukunftstrends speziell im Bereich Logistik sind einfacher, schneller und alles erfolgt voll automatisch. Die nächsten Jahre werden geprägt sein von universellen Zahlungssystemen, vorausschauender Logistik sowie der Verzahnung der verschiedenen Einkaufskanäle. Diese Trends liegen allerdings nicht so weit in der Zukunft. Ein solcher Trend ist beispielsweise der sogenannte „vorausschauende Versand“, den sich der Onlinehändler Amazon in den USA patentieren ließ. Mithilfe dieser Methode kommen Waren noch vor dem „Kaufen-Klick“ der Kunden auf den Versandweg, weil sie sich wahrscheinlich dafür interessieren könnten.
Damit sollten die Lieferzeiten verkürzt und die Konkurrenz im stationären Handel ausgestochen werden. Dabei berücksichtigt das System für den „vorausschauenden Versand“ vorherige Bestellungen, Wunschlisten, Produktsuchen, den Inhalt des Einkaufswagens und sogar die Zeit, die sich der Mauszeiger auf einem bestimmten Artikel befand. Wie genau dieser vorausschauende Versand funktionieren soll, erklärt die Süddeutsche.de. Amazon geht davon aus, dass dieses System besonders gut funktioniert bei beliebten Büchern oder Artikeln, die Kunden am Ersterscheinungstag bestellen wollen. Noch ist unklar, ob das System bereits in Anwendung ist oder noch nicht.
Ein weiterer Trend: Verzahnung von Einkaufskanälen
Die Verzahnung der verschiedenen Einkaufskanäle ist eine Weiterentwicklung von Cross- und Multi-Channel. Das bedeutet, dass sämtliche Absatzkanäle gleichzeitig im Einsatz sind. Omni kommt aus dem Lateinischen und bedeutet alles, jeder, ganz. In diesem Zusammenhang heißt das, dass Sortiment, Marketing und die Absatzkanäle zentral konfigurierbar sind. Unternehmen und Kunden betrachten sämtliche Informationen zum Unternehmen oder den Produkten sowie die möglichen Anreize zur Kaufentscheidung als Ganzes.
Diese Informationen stehen sowohl digital wie auch auf klassischen Vertriebswegen zur Verfügung. Kunden heute möchten alles gleichzeitig nutzen, den stationären Handel (Point of Sales), Katalog, Callcenter und E-Commerce. Dabei ist es wichtig, dass er überall das gleiche Sortiment und die entsprechenden Informationen findet. Omni-Channel ist eine hybride Lösung. Das Wo oder Wann spielen keine Rolle mehr.
Dank Internet und mobilen Endgeräten ergeben sich viele Möglichketen, damit Unternehmen ihr Sortiment kanalübergreifend anbieten können. Die verschiedenen Kanäle greifen ineinander, sodass bei der Kaufabwicklung kein Kanalzwang mehr besteht. Der Kunde bestellt beispielsweise im Onlineshop und holt sein Produkt dann in einer Filiale ab.
Optimierungsdruck in der Logistikbranche besonders groß
In der Logistikbranche ist der Optimierungsdruck besonders groß. Es entstehen immer neue Lösungen, um Lieferketten effizienter zu gestalten. Jede einzelne Station in der Wertschöpfungskette soll smart und kommunizierend sein. In diesem Zusammenhang entstehen enorme Datenmengen, die sich nur noch mithilfe der IT beherrschen lassen. Dabei muss die IT auf dem neuesten Stand sein. Das wird besonders für Unternehmen schwierig, die ihre IT in Eigenregie betreiben, aber zu wenig Ressourcen haben, die richtige IT-Infrastruktur aufzubauen, die auch funktioniert, und diese dann aufrechtzuerhalten.
Dieser Herausforderung müssen sich besonders kleine und mittelständische Unternehmen stellen. Die ERP-Software-Lösungen müssen daher maßgeschneidert und hochverfügbar sein, damit die Logistikdaten hochverfügbar, hochperformant und dennoch gut gesichert sind.
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