Selbständige und Unternehmer haben es traditionell nicht leicht beim Kreditantrag. Bei der Finanzierung einer gewerblichen Immobilie gilt das erst recht. Glücklicherweise ist das Angebot an Krediten so groß wie nie zuvor; außerdem warten weitere Finanzierungsoptionen auf Gründer.
Zusammenhänge: Startup-Boom verändert Kreditlandschaft und Immobilienmarkt
Im modernen Kreditmarkt haben sich Möglichkeiten für alle Berufsgruppen entwickelt. Selbst ein negativer SCHUFA-Eintrag ist kein Ausschlusskriterium mehr, wie die Vergleichsplattform Smava zeigt. Da die gesamte Abwicklung von Antrag bis Bewilligung online stattfindet, profitieren Verbraucher außerdem von einer besseren Übersicht und beschleunigten Prozessen. Als Folge nehmen private wie gewerbliche Kreditsuchende das Online-Angebot häufig wahr: Schon seit Jahren steigt die Zahl der online abgeschlossenen Kredite stark an.
In einem solchen Markt ist es nicht überraschend, dass auch die gewerbliche Immobilienfinanzierung einfacher zu realisieren ist als noch vor 20 Jahren. Zu verdanken ist das nicht zuletzt der New Economy: Nachdem die selbständige Existenz nach dem Zweiten Weltkrieg zum Rückgrat des deutschen Aufschwungs wurde, verlor sie seit den Neunzigern an Bedeutung und Ansehen. Dann jedoch kam die Digitalisierung und mit ihr ein Gründer-Boom von historischem Ausmaß. Die aktuellen Zahlen sprechen für sich.
Die Zahl der Unternehmer ist im digitalen Gewerbe und allem, was damit zusammenhängt, größer denn je. Und sie wächst weiter: Ob am weltweiten Pulsschlag der Startup-Szene rund ums Silicon Valley oder in deutschen Technologiezentren wie Hamburg und Berlin, gehen Prognosen weiterhin von steigenden Zahlen aus. Unternehmen dieser Art arbeiten mit weniger Personal als klassische Industriebetriebe; im Gegenzug ist ihre Anzahl deutlich größer.
Auf die Immobilienbranche hat diese Entwicklung große Auswirkungen. Schließlich benötigen auch Tech-Unternehmen ab einer gewissen Größe ein Office. Und aufgrund der Situation im Zinsmarkt drängt sich gewerbliches Eigentum förmlich auf.
Gestern wie heute: Die Schwierigkeiten der gewerblichen Immobilienfinanzierung
Die Hürden bei der gewerblichen Immobilienfinanzierung sind jedoch geblieben. Antragsteller sehen sich mit hohen Anforderungen konfrontiert; verglichen mit privatem Wohneigentum spielt die Risikoeinschätzung eine viel größere Rolle. Der Nutzungszweck ist dabei ganz entscheidend: So gelten gastronomische Geschäftsvorhaben als stark risikobehaftet, während Arztpraxen als relativ sicher eingestuft werden.
Aber Vorsicht: Aufgrund der Komplexität sind pauschale Aussagen kaum möglich. Bei digitalen Unternehmen gilt das erst recht, da sie oftmals neue Innovationen darstellen, zu denen es kaum historische Vergleichswerte gibt. Das Risiko ist dort kaum objektiv einschätzbar; viel hängt in der Folge vom individuellen Urteil des Geldgebers ab.
Für Kreditsuchende bedeutet das, sich von Anfang an nach mehreren Optionen umzusehen. Hierbei kommt die neue Business-Ära ins Spiel, denn im Gegensatz zu früher stehen nicht nur Kredithäuser zur Verfügung.
Private Kredite als ernsthafte Option für die gewerbliche Immobilienfinanzierung?
Privatkredite haben sich als beliebtes Mittel für Endverbraucher etabliert. Sowohl online als auch offline wird mit günstigen Zinsen, großen Beträgen und schneller Auszahlung geworben. Das klingt attraktiv, ein wenig Zurückhaltung ist dennoch geboten: Viele Plattformen werben zwar mit Krediten für Selbständige und Unternehmer, in der Praxis ist die Bewilligungsquote allerdings nicht so hoch, wie es die Werbeslogans vermuten lassen.
Die große Auswahl an Geldgebern gleicht dies ein wenig aus; nicht zuletzt die Vermittlung von Privatkrediten über das Internet eröffnet Kreditsuchenden ebenso wie Geldgebern neue Möglichkeiten. Das ändert jedoch nichts an den speziellen Schwierigkeiten von gewerblichen Immobilien: Auch private Geldgeber achten schließlich auf Sicherheiten – das Risikoprofil kommt also erneut zum Tragen.
Versuchen kann man es dennoch. Während institutionelle Geldgeber relativ strikt auf harte Kriterien achten, handeln Privatinvestoren nach individuellen Vorstellungen. Das kann gleichermaßen ein Vorteil wie ein Nachteil sein; in der Summe erhöht es jedenfalls die Chance, auch unter schwierigen Vorzeichen an Fremdkapital für die gewerbliche Immobilie zu gelangen.
Alternativen zum Kredit: fernab von Banken und Kreditinstituten
Immerhin sind Kredite, aus wessen Hand auch immer, nicht die einzige Finanzierungsmöglichkeit für gewerbliche Immobilien. Das Peer-to-Peer-Denken hat dank dem Internet globale Ausmaße angenommen, wie sich bei den Finanzierungsmöglichkeiten zeigt. Diese betreffen sowohl die gewerbliche Immobilie als auch alle anderen Aspekte der Business-Entwicklung. Außerdem ist auch das klassische Investment keineswegs Geschichte.
Venture Capital und Co.: wenn die Engel eingreifen
An erster Stelle stehen nach wie vor Venture Capital Geber, die nicht nur als Investoren auftreten, sondern auch bei der Weiterentwicklung des Geschäfts helfen. Dies geschieht etwa durch den Einsatz von qualifiziertem Personal, häufig direkt auf Niveau eines Direktors, sodass die notwendige Entscheidungsgewalt gegeben ist. Ebenfalls ein nützlicher Beitrag ist die Bereitstellung von harten Gütern – zu denen auch die gewerbliche Immobilie gehört.
Der Begriff Business Angel fällt in diesem Zusammenhang oft. Gründer geben auf diese Weise zwar Macht ab und verlieren die alleinige Verantwortung; im Gegenzug lassen sich vielversprechende Vorhaben umsetzen, die im Normalfall am Geld scheitern würden.
Dabei ganz wichtig: Meistens erfolgt der finanzielle Zuschuss durch Venture Capital Firmen nicht als Darlehen bzw. Kredit, sondern als Unternehmensbeteiligung. Ein Teil des Gewinns wird damit auf lange Sicht veräußert, doch wie gesagt: Ohne VC-Mittel wären viele Unternehmungen gar nicht erst möglich. Vor allem, wenn die Angel-Gesellschaft die Realisierung der gewerblichen Immobilie ermöglicht. Betrachtet man die Höhe gängiger Investitionen, ist das keineswegs unrealistisch. Millionenbeträge sind nicht nur im Silicon Valley an der Tagesordnung; die betriebseigene Immobilie ist bei solchen Dimensionen nur ein kleiner finanzieller Faktor.
Die Bereitschaft vieler selbstständiger Unternehmer, Anteile abzugeben, ist deswegen durchweg hoch – oftmals ist die eigene Immobilie ein wesentlicher Grund, Investoren aufzunehmen.
Crowdfunding: modernes Investment – aber kaum für die Immofinanzierung geeignet
Noch moderner sind Crowd Investments. Bekannte Plattformen wie Kickstarter haben die Finanzierung etlicher Innovativ-Ideen erst möglich gemacht; diese Liste gibt einen guten Eindruck bezüglich der kaum begrenzten Möglichkeiten. Denn im Crowdfunding entscheiden weder Banken noch Investmentunternehmen, sondern alleine das zahlungswillige Volk. Im ersten Schritt wird die Idee vorgestellt und vermarktet, um die Bekanntheit zu erhöhen. Privatpersonen, die an die Idee glauben und bei der Realisierung helfen wollen, haben dann die Gelegenheit, beliebige Beträge beizusteuern.
Allerdings befasst sich Crowdfunding vor allem mit Startups. Diese haben je nach Business Plan und Präsentation die Chance, ihr Unternehmen vom Start weg mit einer gewerblichen Immobilie auszustatten. Das ist allerdings eher theoretischer Natur, da Crowdfunding primär auf die Umsetzung frischer Ideen abzielt. Diese werden mit Beträgen finanziert, die weit unter dem Preis von gewerblichen Immobilien liegen.
Für bestehende Unternehmen auf der Suche nach einer Immobilienfinanzierung ist Crowdfunding daher keine realistische Option. Immerhin hilft bei der Suche nicht nur der Blick nach außen, sondern auch die Ausrichtung des eigenen Geschäfts.
Nachhaltigkeit wird zum Finanzierungsfaktor
Zu guter Letzt noch ein Blick auf das Geschäft an sich. Denn ganz unabhängig davon, welche Art der Finanzierung man sucht, sind Geschäftsideen mit nachhaltigen Aspekten immer im Vorteil. Die Ökologie ist dabei ein zentrales und oft verwendetes Thema, aber auch soziale Aspekte verhelfen dem Geschäft zu moralischer Hoheit. Diese lässt sich bestens bewerben und verkaufen – die Verhandlungen mit möglichen Kreditgebern erscheinen also in einem ganz neuen Licht. Gerade bei großen Vorhaben wie der Anschaffung gewerblichen Immobilie kann die Nachhaltigkeit neben dem Risikoprofil das Zünglein an der Waage sein.
Unternehmer, die aktuell auf der Suche nach einer Immobilienfinanzierung sind, dürfen also gerne darüber nachdenken, auf welche Weise das Unternehmen einen nachhaltigen Touch bekommt. Die Mehrkosten, die damit meistens einhergehen, rechnen sich bereits mittelfristig, da nachhaltige Produkte und Dienstleistungen einen klaren Vorteil in der Vermarktung bringen. Und zwar auf allen Ebenen: Von der Verpackung bis zum eigentlichen Produkt löst die sogenannte Sustainability beim Kunden positive Assoziationen aus.
Das Kreditgespräch bei der Hausbank macht da keine Ausnahme: Der suggerierte Mehrwert kann die geringe Sicherheit zu guten Teilen ausgleichen. Als Folge haben Unternehmen im Idealfall gleich mehrere Finanzierungsoptionen, in deren Rahmen die gewerbliche Immobilie greifbar nahe erscheint.
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