Nicht alle Transporte lassen sich problemlos über die Schiene abwickeln. Für einige Lieferungen sind Schwertransporte nötig, wobei deren Bedeutung sogar wächst. Dies ist nicht zuletzt dem massiven Ausbau der grünen Energie geschuldet.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Schwertransporte: Definition und Unterscheidungsmöglichkeiten
Täglich sollen in Deutschland fünf neue Windräder aufgestellt werden, damit das Ziel, bis 2030 rund 80 Prozent der benötigten Energie aus erneuerbaren Energiequellen zu schöpfen, erreichbar ist. Doch aktuell sind es nur 1,8 solcher Windräder am Tag, was unter anderem an mangelnden Transportmöglichkeiten liegt. Die Ladung, die hier transportiert werden muss, kann 70 Tonnen oder mehr wiegen, was für einen normalen Lkw nicht zu schaffen wäre.
Insgesamt bleibt festzustellen, dass die Bedeutung der Schwertransporte zunehmen ist und während vor rund zehn Jahren noch für 200.000 dieser Transporte am Tag Genehmigungen erteilt wurden, kann heute von einem täglichen Bedarf von ca. 500.000 ausgegangen werden. Für die Schwertransportunternehmen bedeutet das eine sorgfältige Planung und die Notwendigkeit der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben unter anderem zu Abmessungen, Gewichten und Auswirkungen auf die Umwelt.
Definition: Was ist ein Schwertransport?
Diese Abmessungen und Gewichte bewirken, dass derartige Transporte nicht nach den regulären Vorgaben der Straßenverkehrsordnung ablaufen dürfen. Ein Großraum- oder Schwertransport braucht eine behördliche Genehmigung, um überhaupt losfahren zu dürfen.
Dafür wiederum sind bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. Zu diesen gehört der Nachweis der Tatsache, dass sich das zu transportierende Gut nicht in kleinere Teile zerlegen lässt.
Wäre dies der Fall, würde die Genehmigung nicht erteilt werden, da ein regulärer Straßentransport möglich wäre. Generell liegt der Wunsch auf Transporten über Schienen- und Wasserstraßen, da viele Straßen und Brücken nicht für derartig hohe Gewichte ausgelegt sind.
Um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer, der Infrastruktur sowie der Umwelt zu gewährleisten, muss daher die Fahrtroute für den Schwertransport genau gewählt und in Einzelheiten genehmigt werden. Der Transport darf keine Gefahr darstellen.
Schwertransporte werden für eine Vielzahl von Gütern vorgenommen, unter anderem lassen sich damit diese transportieren:
- industrielle Anlagen
- Baumaschinen
- Komponenten für Windkraftanlagen
- Generatoren
- große Behälter
Schwertransporter müssen über eine spezielle Ausstattung verfügen, die es ihnen erlaubt, derart sperrige oder schwere Güter zu befördern. Die Fahrgestelle sind meist verstärkt, es gibt zusätzliche Achsen sowie spezielle Aufhängungen und Bremsen. Zudem ist die Begleitung durch andere Fahrzeuge nötig, wobei hier meist die Polizei der Bundesländer gefordert ist.
Großraum oder einfach nur schwer?
Was bedeutet „Großraum“ im Zusammenhang mit schweren Transporten?
Zur Beantwortung der Frage ist wichtig zu wissen, dass die StVO vier Arten von Spezialtransporten unterscheidet:
- Schwertransporte, die ein hohes Gewicht transportieren müssen
- Großraumtransporte, die beispielsweise Überbreite haben und sehr große Abmessungen vorweisen
- Großraum- und Schwertransporte, die sowohl große als auch schwere Güter transportieren
- Langtransporte, die eine Länge von über 20 m haben
“Großraum“ meint damit nicht immer automatisch einen Schwerlasttransport, sondern steht leidlich für Transportgut mit großen Abmessungen.
Wie lang, breit und schwer ein Transport sein darf, hängt vom Fahrzeugtyp, mit dem die Beförderung stattfinden soll, ebenso ab wie von der geplanten Strecke.
Nicht jede Straße oder Brücke in Deutschland hält einer derartigen Herausforderung stand.
Rechtliche Vorgaben für Schwertransporte
Die in Deutschland geltenden Regelungen zu Schwertransporten sind nicht nur hierzulande gültig, sondern in den meisten Fällen EU-weit. Das erleichtert die Fahrten über Landesgrenzen. Meist dürfen Lkw maximal 2,55 m breit und höchstens 4 m hoch sein. Ein Fahrzeug kann bis zu 12 m lang sein, ein Sattelzug bi 16,50 m messen. Ein Gespann hingegen kann bis zu 18,75 m lang sein. Die Anzahl der Achsen wiederum bestimmt, wie schwer das Gespann sein darf. Sind es bei einem normalen Lkw bis zu 40 Tonnen, die auf die Straße dürfen, darf der Schwertransport weitaus höhere Gewichte transportieren. Die Genehmigung zum Sondertransport ist jedoch nötig.
Diese rechtlichen Anforderungen gelten in Deutschland
Ein Schwertransport braucht eine spezielle Erlaubnis nach § 29 Abs. 3 StVO. Diese wiederum wird nur erteilt, wenn eine Ausnahmegenehmigung nach § 70 StVZO beantragt und erteilt wurde. Fachleute übernehmen dann die Planung des Fahrtwegs bis zum Ziel, hier werden Logistiker, Verkehrsingenieure und deren Mitarbeiter tätig.
Bei der Planung müssen die spezifischen Abmessungen (z. B. für das Abbiegen oder Durchfahren von Kurven wichtig) ebenso berücksichtigt werden wie das Gewicht der Ladung.
Das Fahrzeug muss mitsamt seiner Ladung zur geplanten Route passen. Hierbei sind zudem spezielle Verkehrsvorschriften zu beachten, die regional verschieden sein können.
Die Genehmigung für eine Fahrtroute erteilt die zuständige Verkehrsbehörde. Sie übernimmt auch die Prüfung der vorgeschlagenen Strecke und verlangt mitunter Veränderungen.
Ebenfalls muss die Absicherung von Schwertransporten gegeben sein.
Begleitfahrzeuge privater Sicherungsdienste oder, wie vielerorts immer noch üblich, durch die Polizei sichern den Straßenverkehr, damit der Transport ungehindert seinen Zielort erreichen kann.
Wichtig: Die Genehmigung für einen Schwertransport gibt es nicht kostenfrei, sie ist mit Gebühren verbunden. Außerdem muss der entsprechende Antrag rechtzeitig gestellt werden, von Bearbeitungszeiten zwischen einer und zwei Wochen ist auszugehen.
Wichtig ist zudem der Fakt, dass es bestimmte Zeitfenster für derartige Sondertransporte gibt.
In der Regel dürfen diese nur von Montag bis Freitag ausgeführt werden und dann in der Zeit von 09:00 bis 15:00 Uhr. Ausnahmegenehmigungen gibt es teilweise für das Wochenende und für Feiertage.
Probleme durch bürokratische Auflagen
Wie in vielen Bereichen leidet auch die Transportbranche unter bürokratischen Auflagen. In diesem Fall geht es um die Genehmigungen, die für einen geplanten Transport einzuholen sind. Mit der genauen Prüfung der Strecke vorab soll sichergestellt werden, dass es unterwegs nicht zu unliebsamen Überraschungen durch Einbahnstraßen oder zu hohe Lasten kommt. Unterschiedliche Fragestellungen sind dabei relevant:
- Ist die zu befahrene Straße bezüglich ihrer Abmessungen für einen Schwertransport geeignet?
- Halten die auf dem Weg liegenden Brücken das hohe Gewicht?
- Sind Brücken hoch genug zum Unterqueren?
- Gibt es Engstellen, die ein Weiterkommen verhindern würden?
- Muss bezüglich Auflagen zur Schonung der Umwelt etwas beachtet werden?
Ansprechpartner für diese Planungen ist die Autobahn GmbH des Bundes, die in Deutschland über zehn Niederlassungen verfügt. Das gilt jedoch nur, solange die Fahrt über deutsche Autobahnen führt. Werden auch Bundes- oder Landstraßen sowie Gemeindestraßen miteinbezogen, sind die jeweils zuständigen Behörden zu befragen. Die Planung der Fahrten wird damit vor eine große Herausforderung gestellt, denn in extremen Fällen können sogar Monate bis zur Genehmigung vergehen.
Um die Probleme bei Transporten bestmöglich zu verhindern, ist eine rechtzeitige und vor allem detaillierte Planung sowie Ersuchung um Genehmigung nötig. Zum einen müssen die Fuhrunternehmen den genauen Fahrzeugtypen angeben, der zum Einsatz kommen soll. Die Schwierigkeit besteht in der langfristigen Planung: Kommt ein anderer Sattelschlepper als ursprünglich bei der Beantragung der Fahrt vorgesehen zum Einsatz, gilt die einmal erteilte Genehmigung nicht mehr. Sie erlischt auch, wenn die Fracht am Ende mindestens fünf Prozent kleiner ist oder wenn ihr Gewicht geringer ausfällt als im Ersuchen um Genehmigung angegeben wurde. Branchenkenner umgehen dieses Problem, indem sie für ein und dieselbe Fahrt mehrere Genehmigungen beantragen. So können sie je nach Bedarf den passenden Erlaubnisschein vorlegen. Dies ist jedoch im Hinblick auf die dauernde Überlastung der zuständigen Behörden eher kontraproduktiv: Je mehr Anträge eingehen, um so mehr müssen schließlich bearbeitet werden. Das ist angesichts der ohnehin stets zu knappen Zeit kaum möglich. Die Transportbranche fordert nun, dass das Übermaß an Bürokratie endlich abgeschafft wird.