Umfasst ein Tarifvertrag Logistik und den gesamten Verkehr? Oder gelten jeweils unterschiedliche Regelungen? Der Tarifdschungel scheint momentan nur für Verdi-Mitglieder durchschaubar zu sein.
Tarifvertrag Logistik: Hochkomplex mit hohen Gehältern?
Wer sich einmal die Berufsbeschreibung einer Fachkraft für die Lagerlogistik oder für Kaufleute für Spedition und Logistik anschaut, erfährt, wie komplex diese Berufe sind. Um eine entsprechende Stelle ausüben zu können, braucht es mindestens die duale Ausbildung von drei Jahren, wobei auch das duale Studium möglich ist. Dieses ist aber erst nach vier Jahren beendet, wird dafür aber mit dem Bachelor abgeschlossen. Um sich als entsprechende Fachkraft für Lagerlogistik ausbilden zu lassen, braucht es scheinbar ein hohes Fachwissen, das sicherlich angemessen vergütet wird.
Leider scheint das ein Trugschluss zu sein und so verwundert es nicht, dass es immer wieder zu Neuverhandlungen mit Verdi kommt, so wie vor Kurzem erst in Nordrhein-Westfalen oder in Bayern. Auf den ersten Blick gesehen verdienen Logistiker sicherlich nicht schlecht, angesichts der Vielzahl an Aufgaben, die sie zu übernehmen haben und in Anbetracht der Verantwortung, die sie tragen, ist es dennoch zu wenig. Durchschnittlich bewegen sich die Gehälter für ausgebildete Logistiker mit Hochschulabschluss zwischen 42.500 und 48.000 Euro.
Wurde lediglich eine Ausbildung zum Kaufmann oder zur Kauffrau für Spedition und Logistik abgeschlossen, liegen die Gehälter deutlich niedriger und belaufen sich auf ca. 27.000 Euro. Diese Gehälter sind nicht am Tarifvertrag Logistik orientiert, denn dieser sieht auch vor, dass eine regelmäßige Gehaltserhöhung vorzunehmen ist. Diese soll alle zwei Jahre vorgenommen werden.
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Tarifvertrag Logistik: Was beeinflusst den Verdienst?
Der Tarifvertrag Logistik regelt das Einkommen für Angehörige der Speditionsberufe. Doch ein Tarifabschluss nach vorherigen Verhandlungen ist nicht alles, denn auch die Firmen, deren Management nicht nach dem Tarifvertrag Logistik bezahlt, hat direkten Einfluss auf die Höhe von Gehalt und Lohn.
Mitbestimmend für die Höhe sind unter anderem die folgenden Einflussfaktoren:
- Die Größe des Unternehmens
Große Unternehmen zahlen in der Regel ein höheres Gehalt als kleine Firmen, wobei sich die Unterschiede recht deutlich zeigen können. Bis zu 6000 Euro mehr sind es Firmen, in denen mindestens 1000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Wer einen Job in einem solchen Konzern finden kann, wird damit deutlich besser verdienen als jemand, der in einer der kleinen Speditionen und Zustelldienste tätig ist. - Der Standort des Unternehmens
Ob der Betrieb seinen Standort im Osten oder im Westen Deutschlands hat, zeigt sich in der Regel auch an der Höhe des Gehalts. Am besten verdienen die Angehörigen der Logistikbranche in Bayern und Baden-Württemberg, auch in Hessen ist der Verdienst gut. Hier liegt das Gehalt zwischen 45.000 und 49.000 Euro pro Jahr. Etwas weniger, nämlich bis zu 42.000 Euro, verdienen die Logistiker in Rheinland-Pfalz sowie in Nordrhein-Westfalen. Die Branche ist die gleiche, der Verdienst dennoch unterschiedlich und so sind die Gehälter in Mecklenburg-Vorpommern bereits sehr gut, wenn sie rund 32.000 Euro im Jahr erreichen.
- Die Branche des Unternehmens
Logistiker sind in vielen Branchen tätig und in diesen wird unterschiedlich gut bezahlt. So sieht die Medizintechnik die besten Gehälter für ihre Logistikfachleute vor, auch die Pharmaindustrie sowie die Bereiche Energie und Versorgung zahlen gut. - Der Schwerpunkt der Tätigkeit
Wer im Management beschäftigt ist, verdient naturgemäß deutlich mehr als jemand, der als Disponent dafür sorgt, dass die Speditionen alle Aufträge reibungslos durchlaufen lassen können bzw. dass die Transportaufträge wie gewünscht erfüllt werden. Die Berufe, die in den Bereich Logistik fallen und die damit durch den Tarifvertrag Logistik abgedeckt werden, sind sehr vielfältig und so kann jemand auch als Consultant oder als Produktionsplaner tätig werden. Die Berufe in der Logistik sind in verschiedene Gehaltsstufen untergliedert und auch in den Unternehmen, in denen der jeweils aktuelle Tarifvertrag Logistik nicht gilt, sind die Gehälter je nach Art des Jobs verschieden hoch.
In fast allen Unternehmen gilt aber, dass mit steigender Berufserfahrung oder nach einer Weiterbildung eine Steigerung des Gehalts möglich ist. Teilweise werden nach rund zehn Jahren Berufstätigkeit bis zu 80.000 Euro als Jahresgehalt gezahlt, was durchaus als gutes Einkommen zu bezeichnen sein dürfte.
Insofern ist auch die Dauer der Betriebszugehörigkeit entscheidend, denn je länger ein Mitarbeiter in der Firma tätig ist und je spezialisierter er dort seinen Job versieht, desto höher wird er (zumindest von diesem Arbeitgeber) bezahlt.
Ist ein Wechsel des Tarifvertrags möglich?
Häufiger ist in der Presse zu hören, dass bei nicht erfolgtem Tarifabschluss und wenig erfolgreichen Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag ein Ausstieg aus diesem versucht werden. Das zuletzt wohl bekannteste Beispiel ist der Entsorger Remondis, der aus dem Vertrag mit Verdi aussteigen wollte und damit drohte, in den Tarifvertrag Logistik und Spedition zu wechseln. Damit wollte der Arbeitgeber scheinbar vor höheren Kosten fliehen, die ihm durch die Tarifverhandlungen drohten.
Ein Wechsel des Tarifvertrags ist theoretisch möglich, praktisch jedoch meist nur eine leere Drohung. In der Regel finden die beteiligten Parteien eine Möglichkeit zur Einigung, zumal es bei gleichbleibender Ausrichtung des Unternehmens schwer sein dürfte, eine andere Branche als grundlegend zu finden bzw. zu benennen.
Bei dem oben genannten Beispiel mag der Wechsel zum Tarifvertrag Logistik noch nachvollziehbar sein, denn die Müllabfuhr hat sicherlich etwas mit Speditionsdienstleistungen zu tun.
Tarifvertrag Logistik und Spedition: Welcher Tarifvertrag gilt für den Betrieb?
Immer wieder ist die Rede von Verhandlungen innerhalb der Branche und davon, dass ein neuer Tarifabschluss zu finden sein muss. Doch wer legt fest, zu welchem Tarifvertrag eine Firma gehört?
Grundlegend ist in jedem Tarifvertrag im ersten Teil genannt, für welches Gebiet er gilt, welche Unternehmen und Personen er umfasst. Dieser Teil ist der Geltungsbereich und wird sowohl räumlich als auch fachlich und persönlich untergliedert. Der räumliche Geltungsbereich regelt, in welchem Gebiet der Vertrag anzuwenden ist.
So kann er beispielsweise für Berlin-Brandenburg oder für Thüringen gelten. Der zweite Teil ist der fachliche Geltungsbereich, dort sind die einzelnen Branchen genannt. Hier kann die Metallverarbeitung ebenso genannt werden wie die Holz verarbeitende Industrie oder eben die Logistikbranche.
Der persönliche Geltungsbereich umfasst dann die Personen, für die der Tarifvertrag gilt. Das können Angestellte bzw. Arbeitnehmer sein, aber auch Auszubildende oder Heimarbeiter. Werden alle drei Geltungsbereiche zusammengefasst, wird klar, für wen der Tarifvertrag genau vorgesehen ist.
Wichtig zu wissen: Er gilt nur für Angehörige der Gewerkschaft! Der Arbeitgeber muss Mitglied in dem jeweiligen Arbeitgeberverband sein, der den Tarifvertrag unterzeichnet hat. Wer hier nicht Mitglied ist, muss sich auch nicht an die Regelungen im Tarifvertrag Logistik halten, allerdings dienen diese mittlerweile als Maßstab. Das bedeutet, dass ein Unternehmen, welches nicht nach Tarif bezahlt, in der Regel bessere Leistungen vorweisen muss, ansonsten ist es wettbewerblich den übrigen Firmen deutlich unterlegen.
Möglich ist überdies, einen Anerkennungstarifvertrag zu schließen. Damit unterliegt der Betrieb ebenfalls der Tarifbindung, dennoch muss der Arbeitgeber kein Mitglied im Arbeitgeberverband sein.
Tarifvertrag Logistik: Unterschiedliche Regelungen
Auch wenn es einen Tarifvertrag gibt, so besagt dieser doch nicht, dass die Gehälter oder Löhne immer gleich sein müssen. Ein Speditionskaufmann bzw. eine Speditionskauffrau, die entsprechend des typischen Berufsbilds die geforderten Tätigkeiten nach Anweisung selbstständig ausführt, arbeitet in der Regel 39 Stunden pro Woche. Dieser Punkt gilt für nahezu alle Logistiker gleichermaßen. Der Verdienst beläuft sich nach Tarif auf 2.259 bis 2.954 Euro brutto um Monat. Der Möbelpacker aber, der genau genommen ebenfalls als Logistiker gilt, bekommt einen Stundenlohn. Dieser beträgt 13,33 Euro nach Tarifvertrag.
Damit liegt er bei 2.079 Euro im Monat, wenn von vier Arbeitswochen ausgegangen ist. Die Tätigkeit erfordert eine abgeschlossene Berufsausbildung, wobei eine sogenannte „einschlägige“ Berufsausbildung erforderlich ist. Das wiederum bedeutet, dass auch ein gelernter Speditionskaufmann als Möbelpacker arbeiten kann, denn immerhin hat er damit genügend Erfahrung in der Logistikbranche.
Noch weniger verdient der Möbelträger, der ebenfalls 39 Stunden in der Woche arbeiten muss, der aber nur die nötigen fachlichen Kenntnisse und Fertigkeiten mitbringen muss. Eine Berufsausbildung ist hier nicht vonnöten, eine längere Berufspraxis ist genügend.
Gezahlt werden nach Tarifvertrag Logistik 12,69 Euro in der Stunde, was ein Monatseinkommen von 1.979 Euro brutto macht. Hieran zeigt sich, wie stark die Berufsausbildung Einfluss auf die Höhe des Gehalts nimmt, auch wenn alle Logistiker gleichermaßen nach Tarif bezahlt werden. Insofern kann jemand, dessen Einkommen nicht auf dem Tarifvertrag Logistik beruht, sogar noch mehr verdienen, wenn das Unternehmen das Gehalt frei berechnet bzw. Lohn- und Gehaltserhöhungen zulässt.
Der Tarifvertrag schützt aber davor, zu wenig zu verdienen, denn von rund 13 Euro bis zum Mindestlohn liegt doch noch ein Unterschied vor. Insofern ist der Verdienst nach Tarif sicherer, doch häufig genug geringer als ohne zugrunde liegenden Tarifvertrag.
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4 Kommentare
möchte wissen ob ein arbeitsvertrag befristet für ein jahr den urlaubsanspruch mit 20 urlaubstage gesetzlich vereinbart ist. oder ist dies rechtswiedrig.
Hallo George, das hängt davon ab, wie viele Arbeitstage pro Woche vereinbart sind. Laut Bundesurlaubsgesetz besteht für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einer 5-Tagewoche in Deutschland ein Mindesturlaubsanspruch von 20 Tagen pro Jahr. Tarifvertraglich sind aber meist höhere Urlaubsansprüche vereinbart. Die Befristung ist dabei unerheblich.
Hallo, welche KÜndigungsfrist gilt für mich (also wenn ich beim Arbeitgeber kündige)? Ich arbeite in einer Spedition und wir haben den Manteltarifvertrag.
Nachdem ich seit 22 Jahren dort beschäftigt bin, hätte der Arbeitgeber eine Kündigungsfrist von 7 Monaten einzuhalten. Ist dies richtig?
Und wenn ich kündige? Muss ich diese 7-Monatsfrist einhalten oder gilt bei mir die gesetzliche 4-Wochen Kündigungsfrist?
Hallo,
die 7 Monate stimmen und gelten natürlich auch für dich.
Enthält ein Arbeitsvertrag keine eigene Regelung zu den Kündigungsfristen oder verweist er auf das Gesetz, gilt die gesetzliche Frist. Sie beträgt vier Wochen zum 15. oder zum Ende eines Kalendermonats (§ 622 Abs. 1 BGB). Diese Frist gilt immer, wenn der Arbeitnehmer kündigt.